„Dieser Titel ist mein großes Ziel“
Für Tennisstar Dominic Thiem ist die Jagd nach dem ersehnten ersten Heimtriumph in Kitzbühel Genuss und Bürde zugleich.
CHRISTIAN MORTSCH
Dominic Thiem ist zweifacher French-Open-Finalist, Sieger eines ATP-1000-Turniers (Indian Wells) und als Nummer vier der Welt auf dem besten Weg, sich zum vierten Mal in Serie für das Saisonfinale der acht besten Tennisspieler zu qualifizieren. 13 Titel stehen auf seiner Erfolgsliste. Aber, und das hat er in Kitzbühel auch selbst betont, ein Triumph in der Heimat fehlt Österreichs Topstar noch. Diese „Scharte auszumerzen“, hat er nun die Generali Open zum großen Unternehmen ausgerufen.
Am Wochenende bereitete sich Thiem auf einem Sandplatz abseits des Trubels auf der Anlage darauf vor. Umso größer war der mediale Andrang am Montag beim ersten öffentlichen Auftritt beim Sandplatzklassiker. „Ich bin jedes Mal glücklich, wenn ich hierherkomme. Auch heuer wieder“, sagt der 25-Jährige. Bei seinen sieben bisherigen Starts hat er die Gamsstadt aber nicht restlos zufrieden verlassen dürfen. Das Finale 2014 (Niederlage gegen David Goffin) war bisher das höchste der Gefühle. Seine vergangenen drei Matches hat er allesamt verloren, darunter die Auftaktpleiten 2016 gegen Jürgen Melzer und 2018 gegen Martin Kližan.
„Obwohl die Bilanz nicht rosig ist, mag ich das Turnier, die Bedingungen und das Drumherum“, erklärt Thiem. Dass ihm fast die alleinige Aufmerksamkeit gehört, erhöht den Druck, wie Thiem auch zugibt: „Ein Heimturnier ist speziell. In Österreich habe ich jedes Jahr nur zwei davon und natürlich will ich mich da von meiner besten Seite präsentieren. Da mach ich mir automatisch selbst mehr Druck.“Dies sei aber nicht der Grund, warum er bisher auch in Wien nicht seine beste Leistung habe abrufen können. Auch die Höhenlage komme ihm entgegen. „Ich habe in Madrid schon öfter gezeigt, dass mir die Höhe (weiter Ballflug, hoher Absprung, Anm.) sehr gut liegt.“
Thiem weiß, dass er der klare Titelfavorit ist, und nimmt diese Rolle auch gern an. „Wenn ich mein Topniveau erreiche, habe ich sehr gute Chancen, das Turnier zu gewinnen. Wenn ich auf der anderen Seite aber nur ein bisschen abfalle, dann ist jeder Einzelne hier so gut, dass er mich besiegt.“Und das ist nicht als Understatement zu werten, sondern Fakt. Wie er es auch vergangene Woche beim überraschenden Viertelfinalaus gegen Andrej Rublew in Hamburg zu spüren bekam.
Die weitläufige Meinung, Thiems ersehnter Heimtriumph gleiche einer Pflichtübung, wird nur von der Papierform bestärkt. Schließlich misst er sich nicht wie bei den größten Turnieren mit den Superstars. Die ersten Herausforderer sind laut Setzliste Dušan Lajović, Fernando Verdasco und Pablo Cuevas und im Vergleich zu Rafael Nadal und Co. „no names“. Doch beinahe jede Woche sorgen Spieler außerhalb der Top 30 für sogenannte Überraschungen. „Die Dichte ist so extrem hoch, dass auch Kitzbühel nicht leichter zu gewinnen ist als jedes andere Turnier“, sagt Thiem.
Der Traum vom Heimsieg ist aber präsent. „In Kitzbühel zu gewinnen ist ein ganz, ganz großes Ziel in meiner Karriere und würde mir sehr viel bedeuten.“Erstmals gefordert wird Thiem in einer eigens für ihn geschaffenen Nightsession am Mittwoch (nicht vor 19.30 Uhr) von einem Österreicher. Qualifikant Lucas Miedler fordert am Dienstag Wildcard-Spieler Sebastian Ofner.