Braunau solidarisiert sich mit Bezirkschef
Mit seiner Bürgernähe machte sich der Bezirkshauptmann von Braunau nicht nur Freunde. Sein Führungsstil wird ihm jetzt zum Verhängnis.
BRAUNAU, LINZ. Seit Montag wird die Bezirkshauptmannschaft Braunau interimistisch von Yvonne Weidenholzer, Bezirkshauptfrau in Ried im Innkreis, geleitet. Ihr Braunauer Kollege Georg Wojak wurde in die Gesundheitsabteilung des Landes dienstzugeteilt, gegen den Spitzenbeamten wurde ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet. Er wird des Amtsmissbrauchs verdächtigt. Bei einer internen Revision der Behörde soll sich gezeigt haben, dass Wojak ausgesprochene Strafen illegal in Ermahnungen umwandeln ließ. Und er soll rechtswidrige Weisungen erteilt haben.
Landesamtsdirektor Erich Watzl spricht von Dienstpflichtverletzungen. „Behördenverständnis und Führungsverhalten sind nicht akzeptabel.“Der oberste Personalvertreter der Landesbediensteten, Peter Csar, berichtet, dass es in den vergangenen Jahren immer wieder Beschwerden über den Umgangston und über die Mitarbeiterführung gegeben habe. Wojak bestreitet die Anschuldigungen: „Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen und immer gesetzeskonform gehandelt. Ich bin sehr gern Bezirkshauptmann von Braunau, habe hervorragende Mitarbeiter, die sehr fleißig sind und den Bürgern helfen wollen.“Eine Kommission wird nun ein Gutachten erstellen und klären, ob die Vorwürfe Substanz haben oder ob es sich um eine Intrige handelt, wie einige Insider vermuten.
Der 59-jährige Wojak hat die BH Braunau seit April 2008 in eine Serviceeinrichtung umgebaut. Ihm war wichtig, bürgernah und unbürokratisch zu handeln bzw. zu helfen. Entsprechend geschockt reagierten die Bürgermeister des Bezirks, Vereine und Freiwilligenorganisationen. „Er hat uns immer voll unterstützt. Wir konnten zu jeder Tagesund Nachtzeit mit ihm in Kontakt treten“, sagt Bezirksfeuerwehrkommandant Josef Kaiser. Die Bürgermeister des Bezirks denken über Protestmaßnahmen nach. „Es gibt eine gewaltige Solidaritätswelle in ganz Braunau quer durch alle Parteien. Alle Vereine haben bereits Mails an den Landeshauptmann geschickt“, betont Franz Zehentner, Sprecher der 46 Bürgermeister des Bezirks. „Ich war am Boden zerstört. Er ist der mit Abstand beste Bezirkshauptmann, den wir je hatten. Wojak hat sich um jede noch so kleine Gemeinde gekümmert, er hat vielen Leuten in Not geholfen.“
Josef Kronister, Bezirkshauptmann von St. Pölten und Vorsitzender der Bezirkshauptleute-Vereinigung, kennt Wojak als engagierten und bei der Bevölkerung anerkannten Bezirkschef. „Es ist die ureigenste Aufgabe eines Behördenleiters, einen Strafvorschlag zu überprüfen und in jede Richtung abzuändern. Die Möglichkeit der Ermahnung sieht das Gesetz bei geringem Verschulden vor“, so Kronister. „Wenn man Ermessensspielräume zugunsten der Bürger nicht mehr anwenden soll, dann wird alles immer formalistischer. Formalismus schafft Härtefälle und schafft Unmenschlichkeit in der Verwaltung.“
„Habe immer gesetzestreu gehandelt.“