Donald Trump bastelt an seiner kulinarischen Sahelzone
Wer französische Weine mit Strafzöllen belegt und sich gleichzeitig britischer Esskultur annähert – dem ist wirklich nicht zu helfen.
Donald Trump kocht schon wieder vor Wut. Weil Frankreich angekündigt hat, für Internetkonzerne wie Facebook, Google und Apple eine Digitalsteuer einheben zu wollen, droht der US-Präsident mit Strafzöllen auf französischen Wein. Die Teufelsküche hat dazu eine klare Meinung: Diese Maßnahme ist in höchstem Ausmaß kontraproduktiv. Denn Wein wäre genau jenes Produkt, das auf Trump eine segensreiche Wirkung haben könnte. Schließlich wusste schon der große deutsche Staatsmann Konrad Adenauer:
„Ein gutes Glas Wein ist geeignet, den Verstand zu wecken.“
Aber womöglich ließ sich Trump auch von einem anderen Zitat erschrecken: „Im Wein liegt Wahrheit.“Man stelle sich bitte vor, der US-Präsident trinkt vor jedem Verfassen seiner Tweets ein paar Gläser St. Émilion – da bekämen wir wohl allerhand Interessantes zu lesen. Immerhin ließ sich Trump kürzlich bei einer Rede ein Türchen offen, indem er behauptete, dass amerikanischer Wein sowieso viel besser schmecke als französischer. Wenn er so weitermacht, dann werden die USA zum Nordkorea der Weinkultur. Dafür stellte der Präsident dem britischen Premier Boris Johnson ein gutes Zeugnis aus. Und nicht nur das: Auch das Zustandekommen eines Freihandelsabkommens mit Großbritannien sei bald möglich, ließ er ausrichten. Kulinarisch betrachtet wäre die Vermählung der amerikanischen mit der britischen Esskultur – gelinde gesagt – eine Katastrophe. Was soll da heraus kommen? Burger Pudding? Oder Rib-Eye-Steak mit Minzsauce?
Alles in allem wirken Donald Trumps Maßnahmen gegen Europa seltsam und undankbar. Schließlich gäbe es Trumps Amerika ohne europäisches Genussdenken gar nicht. Die Entdeckung Amerikas geht ja bekanntlich auf eine chaotische Aktion europäischer Glücksritter zurück. Es war der Italiener Cristoforo Colombo, der 1492 unter dem spanischen Namen Cristóbal Colón Amerika entdeckte. Für so einen Typ würde Trump heute eine Mauer bauen lassen. Eigentlich wollte Colombo ja nach Indien. Stattdessen landete er in Amerika. Knapp vorbei eben. Nur weil er sich in Indien wähnte, nannte er die Bewohner Indianer. Der Unternehmergeist von Colombo speiste sich aus der Sucht nach exotischen Gewürzen. Und was haben die Amerikaner aus diesem Qualitätsdenken gemacht? Fast Food und Strafzölle!
Vielleicht sollte Trump eine Flasche französischen Wein entkorken, in sich kehren und an Kurt Tucholsky denken. Der deutsche Satiriker hat dem Wein wohl das schönste Kompliment gemacht, indem er voller Wehmut klagte: „Schade, dass man Wein nicht streicheln kann.“In diesem Sinn: Santé, Mr. Trump!