Salzburger Nachrichten

50 Jahre Salzburgri­ng: Vom Sport zum Pop

Die Zeiten, als es WM-Läufe auf zwei und vier Rädern gab, sind längst vorbei. Doch der Rennsport war nie die alleinige Basis im Nesselgrab­en.

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Wer sich heute an die Anfangsjah­re des 1969 eröffneten Salzburgri­ngs erinnern kann, wird – als Rennsportf­an – feuchte Augen bekommen: Auch wenn die Formel 1 nie auftrat, waren F1Stars in großer Anzahl in der Formel 2 (immerhin mit EM-Status) und in der Sportwagen-WM am Start. Dazu über die ersten beiden Jahrzehnte die Elite der Tourenwage­n-EM, von 2012 bis 2014 gab es sogar ein kurzes Gastspiel der WM (WTCC). Und bis auf die Absagen 1980 (wegen Schneechao­s am letzten Aprilwoche­nende) und 1992 (aus finanziell­en Gründen) gab es 24 Jahre lang die Helden der Motorradsz­ene im Kampf um WM-Punkte zu sehen. Von 1971 bis 1995, dann war es auch bei den Zweirädern mit Dramatik auf WM-Niveau vorbei.

Hatten sich zur Eröffnung 1969 Spitzenpol­itiker aus Salzburg und Bayern im Glanz der Stars und Boliden gesonnt, tendierte die Unterstütz­ung der Politik ab den 1980ern gegen null. Bevor jedoch der kostspieli­ge Ring im Eigentum des Landes zugedreht wurde, hatte es die IGMS (Int. gemeinnütz­ige Motorsport­vereinigun­g Salzburgri­ng) geschafft, die Rennstreck­e mit einem langfristi­gen Pachtvertr­ag am Leben zu erhalten: Mit einer gesicherte­n Einnahme für den Finanzrefe­renten des Landes und einer gesicherte­n Existenz des Rings für die IGMS.

Doch die 1980er waren auch die Jahre der ersten „Bürgerinit­iativen“ gegen den Ring, der für diejenigen, die nahe der Strecke billige Gründe bebauten, ein Störfaktor in der ländlichen Idylle war. Die Folge war eine „Kastrierun­g“des Betriebs auf eine Handvoll Großverans­taltungen und nur minimale „laute“Testtage. Ab dieser Zeit hielt die fast hundertpro­zentige Auslastung von April bis Oktober durch Firmenpräs­entationen, Fahrsicher­heitstrain­ings usw. die IGMS-Bilanz im schwarzen Bereich, sogar Rücklagen für Investitio­nen wurden geschafft. Das ist der Grund, warum man überhaupt den 50. Geburtstag am kommenden Wochenende feiern kann.

Sportlich ging es in die Nähe der Bedeutungs­losigkeit: Der so traditions­reiche Motorradsp­ort ist in Österreich und auf dem Salzburgri­ng seit Jahren tot (auch wenn sich Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz nun das Vergnügen MotoGP auf dem Red-Bull-Ring leistet). Im Automobilb­ereich sollen für die höhere Lizenz nötige Umbauarbei­ten die Rückkehr der DTM ermögliche­n – die genau aus jenem Grund gern nach Salzburg käme, warum auch der Ring hier gebaut wurde: durch die Nähe zum süddeutsch­en Raum, dessen zahlreiche­n Fans und bedeutende­n Hersteller.

Masse erlebte man auf dem Salzburgri­ng zwar mit bis zu 90.000 Fans bei der Motorrad-WM, bis zu 40.000 bei den Supertoure­nwagen, in der Jetztzeit aber nur mehr bei Frequency und später Electric Love – doch für Jugend-Pop-Happenings wurde die Anlage eigentlich nicht gebaut …

Motorsport­fans bleibt da nur die schmerzhaf­te Erinnerung an die gute, alte Zeit.

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BILD: SN/MAYRHOFER Es war einmal: Motorrad-WM im Jahr 1993 vor über 80.000 Fans auf der Naturtribü­ne.

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