Obdachloser nach Raubmord in U-Haft
Ein 39-jähriger Deutscher, der seit Monaten auf öffentlichen Parkplätzen im Auto schlief, wird eines Frauenmordes in Amstetten verdächtigt. Die Polizei hat einen DNA-Abgleich und fand das Handy des Opfers bei ihm, aber er leugnet.
Der Stadtteil Greinsfurth in der Mostviertel-Stadt Amstetten war heuer schon Schauplatz zweier Frauenmorde. Am 8. Jänner wurde eine vierfache Mutter in ihrer Wohnung in einem Mehrparteienhaus durch Messerstiche so schwer verletzt, dass sie den Verletzungen im Krankenhaus erlag. Als Verdächtiger wartet ihr Ehemann auf seinen Prozess.
Auch im zweiten Mordfall in Greinsfurth – eine 52-jährige Supermarkt-Filialleiterin aus Perg (OÖ) war Ende Mai auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums WestSide City erwürgt worden – galt eine Beziehungstat zunächst als möglich. Da die Polizei im Umfeld des Opfers aber keinerlei Anhaltspunkte fand, stand Anfang Juli in dem Fall sogar ein DNA-Massentest zur Debatte. Denn genetische Spuren des Täters hatte die Polizei sichern können. Für die Polizei und die Staatsanwaltschaft St. Pölten steht seit Dienstag fest, dass das Opfer in diesem Fall eher zufällig ausgewählt wurde. Als Verdächtiger wurde ein 39 Jahre alter Deutscher festgenommen. Der Mann hatte sich seit Anfang Mai im westlichen Niederösterreich aufgehalten und im Auto auf öffentlichen Parkplätzen übernachtet, da er laut den Behörden kein Geld für Unterkünfte hatte.
Der Obdachlose wurde am Montagnachmittag in Haag bei der Autobahnabfahrt geschnappt. Bei ihm wurde unter anderem das Handy des Opfers sichergestellt, sagte Hannes Fellner, Ermittlungsleiter des Landespolizeikommandos Niederösterreich, bei einer Pressekonferenz in St. Pölten am Mittwoch. Auf die Spur des Verdächtigen war die Polizei anhand von Zeugenaussagen gekommen. Ein DNA-Abgleich nach der Festnahme bestätigte laut Staatsanwaltschaft den Verdacht. Der Deutsche will mit der Tat aber dennoch nichts zu tun haben. Er kam in Untersuchungshaft.
Die Leiche der Filialleiterin eines Diskontmarktes war nach der Tat in einem Gebüsch versteckt worden. Die 52-jährige Frau wurde auf dem Parkplatz attackiert, als sie gegen 20.30 Uhr ihre Arbeitsstätte verlassen hatte. Der Täter fuhr dann mit dem Auto des Opfers in ein nahes Waldstück, wo er es stehen ließ. Geldbörse, Handtasche und Handy sowie Autoschlüssel waren verschwunden, als die Polizei das Auto fand. Die Polizei überprüfte in dem Fall Hunderte Personen, die rund um die Tatzeit bei dem Einkaufszentrum waren.
Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamts (BK), betonte, der Fall Greinsfurth habe den Ermittlern „große Sorge bereitet, weil er in kein Muster passt“. Von Beginn an habe daher „auf dem ganzen kriminalpolizeilichen Klavier“gespielt werden müssen. Lang sagte laut APA, seit 2018 untersuche das BK in einer Screeninggruppe Mordfälle und Mordserien an Frauen. Resultate gebe es „in den nächsten Wochen“.
Im ersten Mordfall nahm das Polizei-Einsatzkommando Cobra damals den 37-jährigen Ehemann des Opfers in der Wohnung fest. Die drei kleinen Kinder des Paares, neun und fünf Jahre sowie 15 Monate alt, hatten die todbringende Auseinandersetzung damals miterleben müssen. Die Behörden beschrieben den Mann als fundamentalistischen Islamisten, gegen den bereits zahlreiche Anzeigen wegen Ordnungsstörung erfolgt waren. Der Mann schwieg zunächst über seine Motive, der Prozess steht bevor.
„Hunderte Leute wurden überprüft.“