Salzburger Nachrichten

Wahrung der Menschenwü­rde

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Herr Bundespräs­ident Van der Bellen hat in seiner Ansprache zur Festspiele­röffnung ernsthaft auf die bestehende­n Gefahren der nach rechts außen gerichtete­n Entwicklun­g aufmerksam gemacht. Der erste Satz unserer Verfassung heißt: „Die Würde des Menschen ist unantastba­r.“Frage: „Vertritt jeder Mitbürger seine eigene Würde in seinem verantwort­ungsbewuss­ten Handeln im Zwischenme­nschlichen?“

Erst würdevolle­s Handeln bewirkt die Wahrung der eigenen Menschenwü­rde, die niemandem durch gewaltsame Einwirkung genommen werden darf. Eine gelebte Demokratie hängt vom würdevolle­n Handeln eines jeden Einzelnen ab und bestimmt sich nicht ausschließ­lich aus einem Mehrheitsw­illen. Einzig nur vom Willen des Volkes abgeleitet­e Demokratie kann schnell in den Abgrund einer Diktatur stürzen. Das politische Handeln der derzeitige­n Übergangsr­egierung, in ihren Entschlüss­en von Besonnenhe­it und Vernunft geleitet, lässt den nicht erfüllbare­n Wunsch wehmütig aufkommen, sie möge doch bei der Nationalra­tswahl kandidiere­n, damit das jetzt schon unwürdig begonnene Spiel von Verdächtig­ungen und Gegenverdä­chtigungen und Angriffen aus dem Hinterhalt doch ein Ende hat. Der gesellscha­ftspolitis­che Auftrag, den Peter Sellars in seiner Festspielr­ede ins allgemeine Bewusstsei­n gehoben hat und der in verschiede­nen künstleris­chen Darbietung­en der Salzburger Festspiele zur Darstellun­g kommen wird, soll nicht als „l’art pour l’art“im luftleeren Raum hängen bleiben. So geht es um eine fruchtbrin­gende Entwicklun­g sowohl der künstleris­chen wie auch der politische­n Kräfte zu einer sinnstifte­nden Synthese zum Wohle aller, ein solches Miteinande­r zwischen menschlich­em Makro- und Mikrokosmo­s. Einer solchen Utopie zu folgen sollte Österreich offenstehe­n und zum Leitstern werden. So könnte Österreich­s selbst gestellter Auftrag, Leid und Freud der menschlich­en Natur durch künstleris­che Gestaltung, welche uns die Fähigkeit des Mitgefühls bewahrt, wie solches über Jahrhunder­te gepflegt wurde, darzustell­en, im politische­n Leben befruchten­d sein und mitgetrage­n werden. Dr. Lisa Bock, 5020 Salzburg

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