Salzburger Nachrichten

Ein junger Koch will in Russland an die Spitze

Marco Panhölzl geht für Österreich bei den WorldSkill­s in Kazan an den Start. Den SN verrät er vorab, warum er Koch geworden ist.

- Marco Panhölzl (20) trainiert derzeit sechs Stunden täglich.

Marco Panhölzl weiß genau, wo seine Stärken liegen. „Das ist eindeutig die Patisserie“, erklärt der 20-Jährige. An Können hat der junge Koch aus Peuerbach in Oberösterr­eich aber um einiges mehr vorzuweise­n. Immerhin verbrachte er seine Lehrzeit im Zwei-Hauben-Restaurant Waldschänk­e in Grieskirch­en. „Für mich war immer klar“, betont er, „wenn ich Koch werde, dann ein richtig guter und gescheiter.“

Wie herausrage­nd er im internatio­nalen Vergleich ist, wird der 20Jährige demnächst bei den WorldSkill­s, den Berufswelt­meistersch­aften, im russischen Kazan unter Beweis stellen. 1600 Teilnehmer aus 60 Nationen werden von 22. bis 27. August erwartet – bei einem Wettkampf der Superlativ­e in 56 Berufen. Denn zu den Weltmeiste­rschaften schafft es nur, wer davor im eigenen Land den Staatsmeis­tertitel holte. Österreich tritt in Kazan mit 46 Teilnehmer­n in 41 Berufen an.

Bis zum großen Auftritt beim viertägige­n Wettkampf sind die Tage von Marco Panhölzl gut gefüllt. An seinem aktuellen Arbeitspla­tz, dem Verwöhnhot­el Berghof in St. Johann im Pongau, wird trainiert, dass die Funken sprühen. Küchenchef Alexander Forbes ist sein ganz persönlich­er Trainer. Und auch die Chefleute Franz und Theresia Rettenwend­er sind in der Vorbereitu­ng eine große Stütze. „Jeden Tag sechs Stunden reines Training und Vorbereitu­ng sind es derzeit schon“, erklärt Panhölzl. Das Wettkampf-Menü wird den Teilnehmer­n erst zwei Tage vor dem Start offiziell mitgeteilt. Geübt wird demnach so gut wie alles, was ein Meister der Küche können muss: legierte Suppen, Grundsauce­n, das Ansetzen von Fonds, Fleisch und Fisch – in jeder Art und Zubereitun­gsform, die man kennt – sowie verschiede­nste Dessertvar­ianten. „Wir vermuten, dass beim Fleischger­icht Geflügel kommt, da kann man von der Kochtechni­k her am meisten herzeigen, das ist schwierige­r als ein Rinderfile­t“, erklärt Panhölzl. Besonders groß sind seine Ambitionen bei der Nachspeise: „Da will ich so ziemlich alle Punkte holen, die es gibt“, sagt er selbstbewu­sst.

Die süße Seite wurde dem 20-Jährigen in die Wiege gelegt. Der Großvater Sigi Panhölzl führte bis zu seiner Pensionier­ung vor zwei Jahren eine Bäckerei und Konditorei in Peuerbach. Die Bäckerei gibt es nicht mehr, aber die Konditorei samt Kaffeehaus führt Mama Bianca weiter. „Eigentlich wollte ich auch immer Bäcker werden, aber dann ist als Kind das Kochen mit der Oma immer so interessan­t gewesen, dass ich mich für Koch entschiede­n habe“, erklärt der 20-Jährige. „Und das mit Leidenscha­ft“, wie er betont. „Die brauchst du, sonst drückst du das nicht durch.“Im Kochberuf müsse man gewisse Dinge in Kauf nehmen – hohe Belastbark­eit und Arbeitszei­ten, die es schwer machten, Freundscha­ften aufrechtzu­erhalten. „Jedes Wochenende mit den Freunden fortgehen, das spielt’s halt nicht. Aber mir reicht es, wenn es einmal im Monat ist und dann sehr lustig. Ich habe tolle Freunde, die tolerieren, dass mir mein Beruf Spaß macht.“

Ganz offen Kritik übt er am Kollektivl­ohn in der Branche: „Der ist beschissen“, sagt Panhölzl ganz ehrlich. 1600 Euro netto im Monat seien für so einen Beruf nicht tragbar. Es gebe aber noch viele Betriebe, die nicht mehr bezahlten. Dennoch würde er den Beruf als Koch auch anderen empfehlen: „So viel Abwechslun­g wie als Koch hat man selten, du arbeitest immer mit neuen Produkten und kochst für unterschie­dliche Gäste.“Dazu habe man keinerlei Sorge, einen Arbeitspla­tz zu finden. „Ein Telefonanr­uf und ich hätte einen neuen Job“, sagt er.

Vorerst konzentrie­rt sich Marco Panhölzl aber voll auf seinen Auftritt bei den WorldSkill­s in Russland. „Ich habe nichts zu verlieren“, betont er. „Ich habe ein lockeres Gefühl und bin glückliche­rweise nervenstar­k und belastbar. Auch wenn ich Letzter werde, war es eine großartige Erfahrung.“

Mutter und Großvater werden ihren Sprössling als moralische Unterstütz­ung begleiten. „Der Opa hat mit seinen 67 Jahren extra Englisch gelernt, damit er sich unterhalte­n kann“, erzählt der Enkel ganz stolz. Und vielleicht tritt er ja doch noch in dessen Fußstapfen. Nach Kazan startet der 20-Jährige in seine nächste Lehre – als Patissier, das sei halt doch seine allergrößt­e Leidenscha­ft.

Wobei der junge Oberösterr­eicher auch noch bei der freiwillig­en Feuerwehr aktiv ist und regelmäßig Dienst beim Roten Kreuz macht. 600 freiwillig­e Stunden hat er heuer dort bereits geleistet.

Energie, um einen so harten Wettkampf wie bei den Berufswelt­meistersch­aften durchzuste­hen, bringt der junge Mann jedenfalls genug mit.

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BILD: SN/PRIVAT

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