Bewältigen, nicht verdrängen ist die Devise
Verlassen zu werden gehört zu den bittersten Erfahrungen, wobei gar nicht ausgemacht ist, welches Geschlecht stärker leidet. Die gar nicht so lustige Komödie „Abserviert“zeigt die französische Grande Dame des Cinema, MiouMiou, als Opfer eines untreuen Ehemanns. Ihre lebenslustigen Töchter, gespielt von Camille Cottin und Camille Chamoux, wollen sie auf andere Gedanken bringen. Dass die Freundin des Gatten jetzt auch noch ein Kind erwartet, trägt nicht zum Seelenfrieden bei.
Doch Freizeitbespaßung ist wohl ein Ausweg, der zumindest versucht werden will. Es wäre keine Komödie, würde nicht eine zweite Front eröffnet: jene zwischen den beiden jungen Frauen, die nun wetteifern, wer denn die besten Ideen für die Mutter einbringt. Wobei sich die jüngere ständig Vorwürfe anhören muss, sie habe sich bisher nie besonders um die gemeinsame Mama gekümmert und heuchle jetzt Fürsorge.
Natürlich ist das eine lockere Sommerkomödie, die bekannte zwischenmenschliche Muster bemüht. Die französische Provenienz ist Garant dafür, dass für Zoten angloamerikanischen Ursprungs kein Platz ist. Vielmehr trägt Miou-Miou das Geschehen auf ihren Schultern und verkörpert mühelos ihre zehn Jahre jüngere Protagonistin. Ihr Name wird in einem Atemzug mit berühmten, gerne auch pikanten Filmen genannt, wie Bertrand Bliers „Die Ausgebufften“, Michel Devilles „Die Vorleserin“oder Claude Berris „Germinal“nach Émile Zola.
Hier ist Miou-Miou nicht nur aufgeschlossen gegenüber der ehelichen Vergangenheitsbewältigung, sondern willigt sogar ein, auf ein Porträt ihres einstigen Göttergatten mit einer Pumpgun zu ballern, sodass buchstäblich die Fetzen fliegen.
Der ihr von Cottin zugeführte Beau findet bei der reifen Dame mehr gefallen, als der Tochter lieb ist. Überraschungen bleiben zwar aus, aber zwischenmenschliche Ränkespiele sind Filmthemen, die niemals aussterben werden.
„Abserviert“, Alamode/Alive, Blu-ray Disc, 95 Min.
Zweifelhafte Ehebewältigung per Pumpgun im Freizeitpark