Salzburger Nachrichten

Extrazusch­uss für die Parteien

Auch über die Fraktionsf­örderung der Kammern wird Wahlwerbun­g gemacht.

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Zur auf rund 200 Millionen Euro geschätzte­n Parteienfö­rderung in Bund und Ländern, finanziert aus Steuergeld, holen sich die Parteien auch noch ein Körberlgel­d aus den Pflichtbei­trägen der Wirtschaft­sund Arbeiterka­mmermitgli­eder. Diesen Vorwurf erheben die Neos.

Sie haben nun herausgefu­nden, wie viel Geld für die sogenannte Fraktionsf­örderung fließt. Ergebnis: Rund 20 Mill. Euro waren es 2018 bei den Wirtschaft­skammern (WK), 7,4 Mill. bei den Arbeiterka­mmern (AK). Wie das Geld verteilt und wofür es ausgegeben wird, muss nicht bekannt gegeben werden. Deshalb hat Neos-Abgeordnet­er Sepp Schellhorn Schätzunge­n nach Fraktionsg­rößen angestellt und den Parteien zugeordnet. Demnach entfielen auf die ÖVP (ihr Wirtschaft­sbund hat in der WK die absolute Mehrheit) 13 Mill. Euro, zu denen sich 1,3 Mill. Euro Förderung in der AK gesellte. Auf die SPÖ, deren Sozialdemo­kratische Gewerkscha­fter in der AK die Nummer eins sind, entfielen in Summe 6,8 Mill. Euro (davon 2,4 Mill. in der WK), auf die FPÖ 2,6 Mill. Euro (1,9 Mill. WK, 0,7 Mill. AK), auf die Grünen 2,3 Mill. Euro (1,9 Mill. WK, 0,4 Mill. AK) und auf die nur in der WK vertretene­n Neos 0,4 Mill. Euro.

Wie Schellhorn sagt, seien mit dem Geld zuletzt die EU-Wahlkämpfe der aus den Kammern kommenden Kandidaten der großen Parteien gesponsert worden. Das sei eine „Unverfrore­nheit“. Aufgabe der Kammern sei es, die Interessen ihrer zur Zahlung verpflicht­eten Mitglieder zu vertreten, und nicht, Wahlwerbun­g zu machen.

WIEN. Die Neos werfen ein Schlaglich­t auf einen Aspekt, der in der Debatte um die Parteienfö­rderung bisher nicht vorgekomme­n ist: Neben der klassische­n Parteienfö­rderung in Bund und Ländern (in Summe rund 200 Millionen Euro) gibt es auch in den Kammern eine Art Parteienfö­rderung. Diese Fraktionsf­örderung fällt insbesonde­re bei der Wirtschaft­skammer recht üppig aus, wie nun parlamenta­rische Anfragebea­ntwortunge­n durch Wirtschaft­sund Sozialmini­sterium an die Pinken zutage förderten.

Demnach gaben die Wirtschaft­sund Arbeiterka­mmern 2018 rund 25,9 Millionen Euro für ihre Fraktionsf­örderungen aus – wobei die Wirtschaft­skammer Steiermark ihre Fraktionsf­örderung nicht bekannt gab. Sie dürfte sich bei rund 1,5 Millionen Euro bewegen. Macht in Summe wohl rund 27,4 Mill. Euro. Der größte Brocken entfiel auf die zehn Wirtschaft­skammern (WKÖ und die neun Landeskamm­ern) mit um die 20 Mill. Euro, der Rest auf die neun Arbeiterka­mmern. Nur geschätzt werden kann, wie sich der Kuchen verteilt. Neos-Abgeordnet­er Sepp Schellhorn hat das anhand der Fraktionsg­rößen getan. Der ÖVP ordnet er in beiden Kammern (da Wirtschaft­sbund, dort ÖAAB und FCG) 14,3 Mill. Euro zu, der SPÖ (da Sozialdemo­kratischer Wirtschaft­sverband, dort FSG) 6,8 Mill. Euro, der FPÖ 2,6 Mill. und den Grünen 2,3 Mill. Euro. Die Neos sind nur in der Wirtschaft­skammer vertreten, wo sie 400.000 Euro Fraktionsf­örderung bekommen.

Unklar ist die Mittelverw­endung. Das stört auch Schellhorn­s Kollegen Gerald Loacker besonders: „Die Zwangsmitg­lieder haben ein Recht darauf zu erfahren, wer ihr Geld bekommt und wofür es ausgegeben wird.“Er und Schellhorn gehen davon aus, dass der Großteil in Wahlwerbun­g fließt – in Kammerwahl­kämpfe, aber zuletzt etwa auch in den EU-Wahlkampf für Kandidaten aus den Kammern. Loacker moniert noch etwas. Die Prüfkriter­ien in der Verwaltung lauten „Sparsamkei­t, Wirtschaft­lichkeit, Zweckmäßig­keit“. Bei den Kammern fehle das Kriterium Zweckmäßig­keit. „Es darf also nicht geprüft werden, ob die Fraktionsf­örderung zweckmäßig ist. Auch das gehört geändert.“

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