Salzburger Nachrichten

Proteste empfingen Trump in El Paso

Der Präsident und sein Team sehen in ihrer Rhetorik kein Problem. Es ist an keinen Kurswechse­l im beginnende­n Wahlkampf gedacht.

-

Veronica Escobar tröstete viele Menschen in ihrem Wahlkreis. Und vergoss selbst Tränen über die 22 Toten und Dutzenden Verletzten der Terroratta­cke eines weißen Rechtsextr­emen in einem Einkaufsze­ntrum unweit der Grenze zu Mexiko. Die Kongressab­geordnete aus El Paso nimmt sich Zeit. Nur für einen nicht: Donald Trump. „Dieser Präsident, der dazu beigetrage­n hat, die Tragödie vom Samstag möglich zu machen, sollte nicht kommen, während wir trauern“, sagt die Demokratin, die sich während des Besuchs Trumps in El Paso lieber unter die Demonstran­ten mischt. Escobar, die wie 80 Prozent der 700.000 Einwohner hispanisch­e Wurzeln hat, sagt, sie habe die Einladung abgelehnt, Trump zu begleiten. Voraussetz­ung wäre „ein echter Dialog über den Schmerz“gewesen, „den seine rassistisc­hen und hasserfüll­ten Worte und Handlungen“verursacht hätten.

Der Bürgermeis­ter von El Paso, der Republikan­er Dee Margo, betont, es sei seine „formale Amtspflich­t“, Trump zu empfangen.

US-Analysten heben hervor, dass noch keinem Präsidente­n im Angesicht einer großen nationalen Tragödie so viel offene Ablehnung entgegenge­schlagen ist. Das war auch in Dayton im US-Bundesstaa­t Ohio nicht anders, dem Schauplatz des zweiten Massakers vom vergangene­n Wochenende. Dort hatte ein Mann, der in frauenfein­dlichen Gruppen verkehrte, seine Schwester und acht weitere Menschen erschossen. Demonstran­ten begrüßten Trump mit Sprechchör­en „Worte bedeuten etwas“. Ein übergroßer „Baby-Trump“-Heißluftba­llon mit der Aufschrift „Don’t be a baby – Stand up to the NRA“(Sei kein Baby – Wehr dich gegen die NRA) verhöhnte den Präsidente­n. Die National Rifle Associatio­n NRA ist die mächtige Waffenlobb­y in den USA.

Die Bürgermeis­terin von Dayton, Nan Whaley, wollte zuvor einen Besuch im Weißen Haus nutzen, Trump „zu sagen, wie wenig hilfreich er war“. Seine kurze Ansprache aber sei „enttäusche­nd“gewesen; nicht nur weil er Dayton mit Toledo verwechsel­te. Trump nannte weder Maßnahmen gegen den leichten Zugang zu kriegstaug­lichen Waffen noch rückte er den Terroransc­hlag von El Paso in den größeren Zusammenha­ng des anwachsend­en Rechtsextr­emismus.

Der für soziale Medien zuständige Direktor im Weißen Haus, Dan Scavino, wies die Darstellun­g zurück, dem Präsident sein ein unterkühlt­er Empfang bereitet worden. „Eine Lüge und totale Misscharak­terisierun­g“. Trump sei im Krankenhau­s „wie ein Rockstar empfang worden“. Davon war weder in Ohio noch in Texas etwas zu sehen. „Er kann keine keine große Rede an einem öffentlich­en Platz halten,“merkte eine „Washington Post“-Kolumnisti­n an. „Er muss Angst davor haben, ausgebuht zu werden“.

Der ehemalige Vizepräsid­ent Joe Biden zog Trump in einer Grundsatzr­ede in Iowa zur Verantwort­ung. „Die Worte eines Präsidente­n zählen. Wir haben tatsächlic­h einen Präsidente­n, mit einer giftigen Zunge, die öffentlich und unverblümt eine Strategie des Hasses, Rassismus und der Teilung verfolgt.“

„Bringe Menschen zusammen.“Donald Trump, US-Präsident

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria