Onlineaffäre mit Juliette Binoche: Lieb mich, wie ich innerlich bin!
Schriftliche Verliebtheiten sind die innigsten. Schließlich lassen sie vertrackt viel Raum für Fantasie: Die Schreibende hat die Wahl, welche Persönlichkeitszüge sie zulässt, welche sie unterdrückt. Zuvorderst geht es nicht um das Körperliche, sondern um Wortwitz, Charme, gemeinsame Interessen. Wenn sich Schreibende ineinander verlieben, kann das besonders tief gehen. Aber was passiert, wenn der Realitäts-Check Lügen aufdeckt?
In Safy Nebbous Romanverfilmung „So wie du mich willst“ist Juliette Binoche in der reizvollen Lage, mit einem witzigen, klugen Mann irrtümlich eine Onlineaffäre zu beginnen. Eigentlich wollte sie nur ihrem Liebhaber nachspionieren und hatte sich dafür ein Fakeprofil mit dem Bild einer anonymen jüngeren Frau angelegt. Dann verschaut sich der beste Freund des Freundes in das Foto, die beiden beginnen zu flirten. Sie verliebt sich, er verliebt sich. Die Gefühle sind echt, die Fassaden nicht. Warum Claire immer weitermacht, und wie schmerzhaft es sein muss, nicht für sich selbst begehrt zu werden, sondern für ein erfundenes Studentinnendasein, macht der Film nicht begreiflich. Was Safy Nebbou aber präzis einfängt, ist der Reiz an der Onlineaffäre: Das Smartphone und damit der Nachrichtendienst sind stets dabei, dadurch ist der Flirt auch bei Terminen und abends im Bett an den Fingerkuppen verfügbar. Diese ständige Präsenz macht schriftliche Verliebtheiten in Zeiten von Smartphones so intensiv wie vielleicht nie zuvor. Der Film ist ein Seiltanz zwischen Romanze und Psychothriller und macht vor allem eines deutlich: Schriftliche Verliebtheiten, solange sie aufrichtig sind, sind etwas vom Schönsten. Lügen ist in Beziehungsdingen immer eine miese Idee. Film: