Salzburger Nachrichten

Onlineaffä­re mit Juliette Binoche: Lieb mich, wie ich innerlich bin!

- Filmstarts der Woche lena „So wie du mich willst“. Drama, F 2019. Regie: Safy Nebbou. Mit Juliette Binoche, François Civil. Start: 9. 8.

Schriftlic­he Verliebthe­iten sind die innigsten. Schließlic­h lassen sie vertrackt viel Raum für Fantasie: Die Schreibend­e hat die Wahl, welche Persönlich­keitszüge sie zulässt, welche sie unterdrück­t. Zuvorderst geht es nicht um das Körperlich­e, sondern um Wortwitz, Charme, gemeinsame Interessen. Wenn sich Schreibend­e ineinander verlieben, kann das besonders tief gehen. Aber was passiert, wenn der Realitäts-Check Lügen aufdeckt?

In Safy Nebbous Romanverfi­lmung „So wie du mich willst“ist Juliette Binoche in der reizvollen Lage, mit einem witzigen, klugen Mann irrtümlich eine Onlineaffä­re zu beginnen. Eigentlich wollte sie nur ihrem Liebhaber nachspioni­eren und hatte sich dafür ein Fakeprofil mit dem Bild einer anonymen jüngeren Frau angelegt. Dann verschaut sich der beste Freund des Freundes in das Foto, die beiden beginnen zu flirten. Sie verliebt sich, er verliebt sich. Die Gefühle sind echt, die Fassaden nicht. Warum Claire immer weitermach­t, und wie schmerzhaf­t es sein muss, nicht für sich selbst begehrt zu werden, sondern für ein erfundenes Studentinn­endasein, macht der Film nicht begreiflic­h. Was Safy Nebbou aber präzis einfängt, ist der Reiz an der Onlineaffä­re: Das Smartphone und damit der Nachrichte­ndienst sind stets dabei, dadurch ist der Flirt auch bei Terminen und abends im Bett an den Fingerkupp­en verfügbar. Diese ständige Präsenz macht schriftlic­he Verliebthe­iten in Zeiten von Smartphone­s so intensiv wie vielleicht nie zuvor. Der Film ist ein Seiltanz zwischen Romanze und Psychothri­ller und macht vor allem eines deutlich: Schriftlic­he Verliebthe­iten, solange sie aufrichtig sind, sind etwas vom Schönsten. Lügen ist in Beziehungs­dingen immer eine miese Idee. Film:

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