WhatsApp sollte nicht für Berufliches verwendet werden
Selbst manche Polizisten nutzen WhatsApp dienstlich. Doch das ist nicht nur polizeiintern verboten: Die App dürfe auf keinem Diensthandy installiert sein, meinen Experten.
Die Beschwerde kam direkt von einem Polizisten. Der Beamte regte sich im SN-Gespräch darüber auf, dass einige Kollegen WhatsApp für die berufliche Kommunikation verwendeten. Über den Messaging-Dienst würden auch sensible Informationen verschickt, etwa zu Einsätzen. Der Polizist selbst entziehe sich dem Ganzen: Er vertraue nicht auf WhatsApp.
Ist der weltweit populärste Messaging-Dienst für berufliche Kommunikation geeignet? Vor allem, wenn es um heiklere Informationen geht? Zumindest bei der österreichischen Polizei ist die Vorgabe eindeutig. „Es ist nicht gestattet, WhatsApp für Dienstliches zu nutzen“, schildert Christoph Pölzl, Ressortsprecher im Innenministerium. Sollten Beamte dennoch beruflich auf die Anwendung setzen, handle es sich um eine Dienstrechtsverletzung. WhatsApp sei schon aus Sicherheitsgründen abzulehnen. Als Beispiel nennt Pölzl den Fall um den ÖSV-Langläufer Max Hauke. Ein Video, das den Sportler beim Eigenblutdoping zeigt, ist von einem Polizisten in einer privaten WhatsAppGruppe geteilt worden – und ging von dort aus um die Welt. WhatsApp auf den Diensthandys der Polizisten zu sperren sei dennoch nicht geplant, da festgehalten sei, dass die Privatnutzung von Diensthandys „durchaus zu gestatten ist“.
Doch nicht nur bei der Polizei ist der dienstliche Einsatz von WhatsApp zu hinterfragen. Dominik Engel, Cybersecurity-Experte an der FH Salzburg, lässt keinen Zweifel daran, was er davon hält, die App beruflich zu nutzen: „Das kann ich nicht empfehlen. Auf keinen Fall.“Dabei geht es Engel weniger um die Angst, sensible Unterhaltungen könnten von WhatsApp bzw. dessen Mutterkonzern Facebook mitgelesen werden: 2016 hat WhatsApp eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für seine Chats eingeführt. Somit können nur die Kommunikationspartner Nachrichten entschlüsseln – und kein Dritter. „Und auch wenn immer wieder andere Gerüchte aufkommen, glaube ich, dass es da keine Hintertür gibt.“
Aber wenn die Chat-Inhalte wirklich nur bei den Nutzern bleiben, wieso soll WhatsApp dann nicht auch für berufliche Kommunikation genutzt werden? Etwa weil übergeordnete Informationen, sogenannte Metadaten, an die Facebook-Tochter gehen, erläutert Engel. Abhängig von den gewählten Einstellungen gewährt man der App Zugriff auf den Telefonspeicher, die Fotogalerie oder den Standort. Aber vor allem ein Punkt ist für Engel ein Problem: „Die Kontaktdaten, also mein komplettes Telefonbuch, gehen automatisch an WhatsApp.“
Kommt WhatsApp auf einem Diensthandy dennoch zum Einsatz, könnte das sogar rechtliche Folgen haben. Denn auf diese Art gibt man Daten der eigenen Geschäftspartner an Facebook weiter – ohne deren Einwilligung. Aus diesen und weiteren Gründen sei es nach Maßstäben der Datenschutz-Grundverordnung „rechtlich nicht zulässig“, WhatsApp auf Firmenhandys zu installieren, wie den SN zwei Datenschutzanwälte bestätigten. Ähnliches gelte für vergleichbare Dienste, etwa den Facebook-Messenger.
Für die Lösung des Problems bieten sich mehrere Varianten an. Eine ist, bei Firmenhandys einen privaten sowie einen beruflichen Modus einzustellen – und WhatsApp nur über den Privatzugang zu nutzen. Als berufliche Kommunikationsalternative empfiehlt Dominik Engel E-Mails, die durch das Firmennetzwerk gesichert werden. Oder den Messenger Signal – eine freie Software. Bei dieser werden die Kontaktdaten nur verschlüsselt übermittelt. Noch empfehlenswerter wäre aber, einen eigenen Messenger zu entwickeln. „Denn nur so habe ich eine Lösung, von der ich zu 100 Prozent weiß, was sie tut – und die ich entsprechend prüfen kann.“
Auf diese Variante will künftig auch die österreichische Polizei setzen: Wie Sprecher Pölzl schildert, werde seit Ende 2018 im Innenministerium und somit bei der Exekutive der eigenentwickelte MPKMessenger getestet; MPK steht für „Mobile Polizei-Kommunikation“. Da die Rückmeldungen der rund 1500 Probanden zufriedenstellend sein sollen, werde der Betrieb nun „sukzessive ausgeweitet“.
„WhatsApp ist beruflich nicht zu empfehlen.“Dominik Engel, Cybersecurity-Experte