Das Raubtier, das wir füttern
Warum der aggressive Flächenvielfraß bei uns leichte Beute macht.
Ich glaube, ich kenne Salzburg relativ gut. Ich bin in den letzten dreißig Jahren in 92 von 119 Gemeinden aufgetreten und habe meistens mein Fahrrad im Tourgepäck. So komme ich zu Perspektiven, die unser oft durch Klischees bestimmtes Selbstbild relativieren. Ein Fazit aus all diesen Eindrücken ist folgendes: Wir dürfen in einem wunderschönen Land leben, gehen aber nicht sorgsam genug damit um. Wir sehen es als unerschöpflichen Selbstbedienungsladen – kurz gesagt: Wir verbrauchen ganz einfach viel zu viel davon. Wir sind Europameister im Flächenvergeuden.
Jahr für Jahr zwacken wir große Teile vom wertvollen Vorrat an Wald-, Wiesen und Ackerflächen ab und versiegeln sie unwiederbringlich mit allen bekannten negativen Folgen – bis hin zu immer gravierenderen lokalen Muren- und Flutereignissen bei Starkregen. Natürlich brauchen wir Platz zum Wohnen und Wirtschaften, aber wir können es uns einfach nicht mehr leisten, ständig neue Einfamilienhäuser neben leerstehende hinzustellen, die Gemeinden ständig um neue Wohnsiedlungen zu erweitern, während die Ortskerne verfallen, und immer neue Gewerbegebiete ausgerechnet auf die besten Äcker und Wiesen zu stellen, statt Leerstände zu nutzen. Soll wo ein Windrad aufgestellt werden, gibt es einen Aufstand, werden wertvolle Flächen mit hässlichen Betonquadern versiegelt, spielt die Blasmusik zur Eröffnung. In den letzten Jahren wurden Schritte in die richtige Richtung gesetzt, um diesen unersättlichen Flächenvielfraß zur Strecke zu bringen, jetzt müssen rasch weitere folgen. Und da Landesregierung und Bürgermeister auf ihre alleinige Entscheidungsmacht in diesem Bereich pochen, sind sie auch für das Ergebnis verantwortlich.