Breitbandausbau und das Prinzip Hoffnung
Schnelles Internet wird zur Lebensader von Wirtschaft und Gesellschaft. Jetzt soll der Ausbau vorangetrieben werden. Mit wenig Geld und viel Optimismus.
Schnelles Internet steht für jeden, der eine neue Wohnung bezieht oder einen Betrieb eröffnet, ganz oben auf der Wunschliste. Denn Unternehmen sind davon genauso abhängig wie Private. Und die nicht nur zum Video-Streamen. Die Zahl der Daten und Programme, die irgendwo „in der Cloud“gespeichert werden, nimmt ständig zu. Außerdem gieren neue Formen der Mobilität, von Produktion und Logistik und sogar die Land- und Forstwirtschaft nach Breitbandverbindungen. Eine Grundinfrastruktur dafür sind Glasfaserkabel, die Daten in bisher kaum vorstellbarer Geschwindigkeit transportieren. Doch mit knapp 14 Prozent der Haushalte mit Glasfaseranschluss weist Österreich europaweit einen markanten Rückstand auf.
Das Verkehrsministerium will diesen Rückstand nun durch einen Paradigmenwechsel aufholen. Die Breitbandstrategie 2030, die vergangene Woche vorgestellt wurde, sieht für die Anbindung an das Hochgeschwindigkeitsnetz vor allem das neue 5G-Mobilfunknetz vor. Die neue Formel: Teuer herzustellende Glasfaserverbindungen zwischen den Mobilfunkmasten, und von dort wird in die Haushalte gefunkt. Das soll bis 2025 die Verfügbarkeit von schnellem Internet sicherstellen. Glasfaser bis in die Häuser soll in einem zweiten Schritt bis 2030 kommen. Ob der Plan aufgeht oder in einer Sackgasse endet, wird man erst sehen, wenn weitere kostbare Jahre verstrichen sind. Berechnungen gehen von einem Investitionsbedarf von zehn bis zwölf Milliarden Euro für eine flächendeckende Glasfaserversorgung aus. Geld, das vor allem von den Internetprovidern kommen soll. Denn von der 2013 beschlossenen Breitbandmilliarde sind bereits 820 Millionen Euro vergeben. Zumindest will der Finanzminister die geschätzten 350 Millionen Euro, die bei kommenden Frequenzversteigerungen lukriert werden, in den Ausbau investieren.
Der Markt soll es also regeln. Je mehr Bandbreite bestellt wird, desto eher wird investiert. Dass dieses Modell nur in dicht besiedelten Gebieten funktionieren wird, liegt auf der Hand. Das Land wird noch viele Jahre abgehängt bleiben, auch wenn man sich um alternative Finanzierungsmodelle bemüht.
Bei der Digitalisierung unserer Lebenswelt stehen wir erst am Anfang. Der Bedarf an schnellem Internet wird weiter rasant steigen. Bei dieser Strategie bleibt zu hoffen, dass der Breitbandausbau eine ökonomische Ausnahmeerscheinung ist. Denn bei anderen Infrastrukturprojekten haben die Regeln des Marktes meist versagt.