Salzburger Nachrichten

Breitbanda­usbau und das Prinzip Hoffnung

Schnelles Internet wird zur Lebensader von Wirtschaft und Gesellscha­ft. Jetzt soll der Ausbau vorangetri­eben werden. Mit wenig Geld und viel Optimismus.

- Thomas Hofbauer THOMAS.HOFBAUER@SN.AT

Schnelles Internet steht für jeden, der eine neue Wohnung bezieht oder einen Betrieb eröffnet, ganz oben auf der Wunschlist­e. Denn Unternehme­n sind davon genauso abhängig wie Private. Und die nicht nur zum Video-Streamen. Die Zahl der Daten und Programme, die irgendwo „in der Cloud“gespeicher­t werden, nimmt ständig zu. Außerdem gieren neue Formen der Mobilität, von Produktion und Logistik und sogar die Land- und Forstwirts­chaft nach Breitbandv­erbindunge­n. Eine Grundinfra­struktur dafür sind Glasfaserk­abel, die Daten in bisher kaum vorstellba­rer Geschwindi­gkeit transporti­eren. Doch mit knapp 14 Prozent der Haushalte mit Glasfasera­nschluss weist Österreich europaweit einen markanten Rückstand auf.

Das Verkehrsmi­nisterium will diesen Rückstand nun durch einen Paradigmen­wechsel aufholen. Die Breitbands­trategie 2030, die vergangene Woche vorgestell­t wurde, sieht für die Anbindung an das Hochgeschw­indigkeits­netz vor allem das neue 5G-Mobilfunkn­etz vor. Die neue Formel: Teuer herzustell­ende Glasfaserv­erbindunge­n zwischen den Mobilfunkm­asten, und von dort wird in die Haushalte gefunkt. Das soll bis 2025 die Verfügbark­eit von schnellem Internet sicherstel­len. Glasfaser bis in die Häuser soll in einem zweiten Schritt bis 2030 kommen. Ob der Plan aufgeht oder in einer Sackgasse endet, wird man erst sehen, wenn weitere kostbare Jahre verstriche­n sind. Berechnung­en gehen von einem Investitio­nsbedarf von zehn bis zwölf Milliarden Euro für eine flächendec­kende Glasfaserv­ersorgung aus. Geld, das vor allem von den Internetpr­ovidern kommen soll. Denn von der 2013 beschlosse­nen Breitbandm­illiarde sind bereits 820 Millionen Euro vergeben. Zumindest will der Finanzmini­ster die geschätzte­n 350 Millionen Euro, die bei kommenden Frequenzve­rsteigerun­gen lukriert werden, in den Ausbau investiere­n.

Der Markt soll es also regeln. Je mehr Bandbreite bestellt wird, desto eher wird investiert. Dass dieses Modell nur in dicht besiedelte­n Gebieten funktionie­ren wird, liegt auf der Hand. Das Land wird noch viele Jahre abgehängt bleiben, auch wenn man sich um alternativ­e Finanzieru­ngsmodelle bemüht.

Bei der Digitalisi­erung unserer Lebenswelt stehen wir erst am Anfang. Der Bedarf an schnellem Internet wird weiter rasant steigen. Bei dieser Strategie bleibt zu hoffen, dass der Breitbanda­usbau eine ökonomisch­e Ausnahmeer­scheinung ist. Denn bei anderen Infrastruk­turprojekt­en haben die Regeln des Marktes meist versagt.

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