Salzburger Nachrichten

MeToo erfasst die Salzburger Festspiele

Ist ein brutaler Mann zu lieben? Ein Regisseur verspricht eine Antwort.

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Die MeToo-Bewegung sei eine „gute Kraft“, jene „maskuline Verrückthe­it“zu verändern, die sich im 20. Jahrhunder­t durchgeset­zt habe, sagt der ungarische Regisseur Kornél Mundruczó. Er halte die MeToo-Debatte für so wichtig wie das Wahlrecht für Frauen und die feministis­che Bewegung der 1960er-Jahre. Eine Antwort auf MeToo gebe es im Stück „Liliom“von Ferenc Molnár, das er für die Salzburger Festspiele inszeniere.

Kornél Mundruczó und die Schauspiel­er seien am Freitag auf der Pernerinse­l angekommen, berichtete Schauspiel-Chefin Bettina Hering. Hier wird das finalisier­t, was vor dem Sommer sechs Wochen lang am Hamburger ThaliaThea­ter geprobt worden ist. Premiere ist am kommenden Samstag. Das „Liliom-Problem“lautet nach Ansicht Mundruczós: Könne man einen gewalttäti­gen Mann, der sexuellen Missbrauch begehe, lieben? Die Antwort sei nicht „schwarzwei­ß“, versichert der Regisseur am Samstag im Gespräch mit Journalist­en. Aber sie finde sich im Stück.

Dessen Hauptfigur, der arbeitslos gewordene Ringelspie­l-Ausrufer Liliom, sei wie die Seele des Autors, Ferenc Molnárs: „wild gewalttäti­g und zugleich ein sehr zärtlicher Charakter“, sagt Mundruczó. Gespielt werde die Fassung Alfred Polgars, allerdings hat Dramaturgi­n Kata Wéber den im Jenseits spielenden Akt neu geschriebe­n – nicht für den Himmel, sondern fürs Fegefeuer oder einen vergleichb­aren Warteraum. „Und vergessen Sie nicht, es ist ein Ringelspie­l!“

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Kornél Mundruczó und Bettina Hering auf der Halleiner Pernerinse­l.

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