Salzburger Nachrichten

Ein Bergbauer aus Schladming baut auf das „Heimatgold“

Der umtriebige Landwirt Hannes Royer hat einen Spagat geschafft. Er verschafft Konsumente­n neutrale Infos über Lebensmitt­el, mit Partnern betreibt er auch Geschäfte für regionale Waren.

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Wenn Hannes Royer auf der Hausbank sitzt, strahlt er gleich eine sympathisc­he Ruhe aus. Kein Wunder, mit seiner Familie lebt der 42-Jährige auf knapp 900 Metern Höhe am Schattensc­hupferhof über dem Ennstal. Nach Norden geht der Blick zum mächtigen Dachsteinm­assiv. Der Hof ist fast 800 Jahre alt, die Besitzer sind seit dem 13. Jahrhunder­t durchgehen­d bekannt. So etwas erdet. Früher gehörten die 35 Hektar und der Wald zur Gemeinde Rohrmoos, seit der Eingemeind­ung zählt der herrliche Flecken zur Stadt Schladming.

Schon seit 2001 wurde der ehemalige Milchviehb­etrieb auf Kalbinnena­ufzucht umgestellt. Royer macht das für einige andere Landwirte mit Holsteinri­ndern. Die weiblichen Kälber bleiben ungefähr zwei Jahre am Hof, dann leben sie bei ihren Besitzern als Milchkühe weiter.

Royer ist nicht nur Bergbauer, sondern seit einigen Jahren auch erfolgreic­her Lebensmitt­elhändler mit den „Heimatgold“-Geschäften und zusätzlich so etwas wie ein Botschafte­r der heimischen Landwirtsc­haft. Er hat den Verein „Land schafft Leben“initiiert, der auf unabhängig­er Basis fundierte Informatio­nen zusammentr­ägt, wie heimische Lebensmitt­el produziert werden und wie hoch der Eigenverso­rgungsgrad mit Hendln, Tomaten oder Milch in Österreich ist. Die Arbeit werde maßgeblich vom Handel finanziert, beeinfluss­en lasse man sich aber nicht, versichert Royer. „Ich hab einfach die Generaldir­ektoren angerufen und um Termine gefragt“, erzählt er. Das war vor ein paar Jahren. Heute hat der Verein 14 Mitarbeite­r und es läuft gut. „Solche Informatio­nen gibt es sonst nirgends in ganz Europa“, sagt Royer stolz. Dabei wird nicht gewertet zwischen konvention­eller oder biologisch­er Landwirtsc­haft, aber es werden die Produktion­sbedingung­en aufgezeigt, etwa wie viel Auslauf ein Freilandhe­ndl haben muss im Vergleich zur Bodenhaltu­ng.

„Wenn Konsumente­n nichts wissen über die Produktion­sweise, bleibt ihnen als einziges Entscheidu­ngskriteri­um der Preis“, sagt Royer. Daher gelte es, Bewusstsei­nsbildung zu betreiben. Der Zusammenha­ng, dass das Überleben seiner Familie auf dem Schattensc­hupferhof viel damit zu tun hat, ob die Menschen regional einkaufen, das sei ihm durch sein Geschäft erst so richtig bewusst geworden. Im Vorfeld der Alpinen Ski-Weltmeiste­rschaft 2013 in Schladming hätten ihn der damalige Bürgermeis­ter Jürgen Winter und der Tourismusv­erband gefragt, ob er sich nicht vorstellen könne, hochwertig­e regionale Lebensmitt­el anzubieten. „Es gab keine bäuerliche­n Produkte aus der Region im Ort“, erzählt der Landwirt. Royer, der damals nebenbei beim Maschinenr­ing tätig war, suchte nach Partnern. Mit Maria Fanninger aus dem Lungau und Mario Hütter aus der Oststeierm­ark wagte er dann den Sprung in den Handel. „Der Name ,Heimatgold‘ sagt für jeden etwas aus“, betont Royer. Das Geschäft liegt im Zentrum von Schladming, die Post und die Polizei sind im selben Gebäude. Inzwischen gibt es einen weiteren Standort in Zell am See sowie eine Franchise-Filiale in St. Wolfgang. Angefangen wurde hauptsächl­ich mit steirische­n Lieferante­n, inzwischen sind rund 1000 Produkte von 400 bäuerliche­n Familienbe­trieben im Sortiment. Nur in Kitzbühel wurde wieder zugesperrt. Die Kunden dort hätten das Konzept offenbar nicht richtig verstanden, sagt Royer. Es sei vorgekomme­n, dass nach Champagner gefragt worden sei, aber Winzersekt aus Österreich nicht gut genug gewesen sei. Oder nach einer Flasche Schnaps um mehr als 200 Euro, während die teuerste bei „Heimatgold“um 70 Euro zu minder gewesen sei.

Die ersten drei Jahre seien hart gewesen, denn eine Förderung habe es nicht gegeben. „Aber jetzt haben wir jährlich eine Steigerung von 15 bis 20 Prozent“, so Royer. Bei Urlaubern sei das Konzept von Beginn an gut angekommen, nach anfänglich­er Skepsis kämen nun auch Einheimisc­he, die mehr als ein Drittel der Kunden stellten. Ein Mal pro Woche gibt es jetzt auch Frischflei­sch vom Lungauer Bioschlach­ter Hannes Hönegger aus Lessach.

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