Salzburger Nachrichten

Betonung der Ortskirche

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Der Hauptrelat­or der Amazonas-Synode im Oktober d. J., der brasiliani­sche Kardinal Cláudio Hummes, meint, die Kirche brauche Neues, ohne Angst und Widerstand.

In der Synode müssen sich das Alte und das Neue miteinande­r verbinden. Er zeigt das an zwei Beispielen, die auch für uns Europäer heute von besonderer Bedeutung sind. Kardinal Hummes spricht von einer „indigenen Kirche“. Er meint damit eine Kirche, die den indigenen Völkern mehr Eigenständ­igkeit zubilligt.

Die „indigene Kirche“hat ihre eigene Kultur, Identität, Geschichte und Spirituali­tät und ist gleichzeit­ig mit der katholisch­en Weltkirche vereint. Es geht also um eine stärkere Betonung der möglichen Verschiede­nheit innerhalb der Einheit. Das zweite Beispiel bezieht sich auf Aufbau und Leitung der Gemeinden. Hier sagt Hummes: Die Dienste in den Gemeinden vor Ort müssen von den Gemeinden selbst ausgehen. Wörtlich: „Die Gemeinde ist nicht für den Amtsträger da, sondern der Amtsträger für seine Gemeinde.“

Die Dienste in der Gemeinde müssen von ihrer Kultur, ihrer Geschichte und ihren Bedürfniss­en ausgehen. So soll nicht nur die „indigene Kirche“, sondern auch jede Gemeinde mehr Selbststän­digkeit erhalten. Aus dieser stärkeren Betonung der Selbstvera­ntwortlich­keit der Gemeinde und der Ortskirche ergibt sich eine neue Struktur der Kirche, mehr von unten nach oben als, wie bisher, von oben nach unten. Pfr. Helmut Rohner 6850 Dornbirn

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