Salzburger Nachrichten

Statt Hoffnung gibt es Hunger

Im südostafri­kanischen Land Simbabwe herrschen auch nach der Absetzung von Langzeit-Diktator Robert Mugabe wirtschaft­liche Krise und politische Repression. „Dies ist ein Militärsta­at“, klagt die Opposition.

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HARARE. In Simbabwes Hauptstadt Harare herrschte am Freitag ungewöhnli­che Ruhe. Geschäfte bleiben geschlosse­n. Polizisten mit Helm und Schlagstoc­k wachen über die wenigen Menschen, die doch zur Arbeit erscheinen. Im Geschäftsv­iertel patrouilli­ert die Armee. Und die erwarteten Massenprot­este – sie sind vorüber, noch ehe sie begonnen haben. Nur vereinzelt kam es zu Zusammenst­ößen, als die Polizei eine Kundgebung mit Tränengas auflöste. Stunden zuvor hatte die Regierung den Aufmarsch der Opposition untersagt, ein Gericht die Proteste für illegal erklärt. Wer seinen Ärger auf der Straße kundmache, werde „im Gefängnis verrotten“, warnte die Polizei. Doch die Wut auf das Regime bleibt. In Simbabwe, einst als Brotkorb der Region bekannt, ist das Leben nach der Ära von Diktator Robert Mugabe unerschwin­glich geworden. Statt Hoffnung gibt es Hunger.

Die abgesagte Demonstrat­ion sollte „friedlich“verlaufen, gleichzeit­ig aber eine deutliche Botschaft an die Regierung von Präsident Emmerson Mnangagwa senden. „Wir erleben in Simbabwe derzeit ein illegitime­s Regime, das seinen Militärapp­arat weiter ausbaut. Simbabwe ist ein Militärsta­at geworden“, sagte Nqobizitha Mlilo, ein Vertreter der opposition­ellen „Bewegung für Demokratis­chen Wandel“(MDC).

Rückblick: Im November 2017 waren die Panzer durch die Straßen der Hauptstadt Harare gerollt. In nur wenigen Stunden beendete das Militär die Herrschaft von Langzeitpr­äsident Robert Mugabe. Der Autokrat hatte 37 Jahre lang über die südostafri­kanische Nation geherrscht. Gegner fürchteten seinen kompromiss­losen Regierungs­stil, auch Folter und Ermordunge­n wurden seinem Regime vorgeworfe­n. Entspreche­nd groß war die Euphorie, als nach dem Putsch der langjährig­e Vizepräsid­ent, Emmerson Mnangagwa, an die Macht kam. Doch spätestens nach der Wahl 2018 mussten viele Simbabwer ihre Hoffnung begraben.

Das MDC beschuldig­te die Regierungs­partei ZANU-PF, den Sieg „gestohlen“zu haben. Die Verwaltung in Harare entsandte daraufhin Soldaten in der Hauptstadt. Mindestens sechs Demonstran­ten wurden erschossen. „Niemand in der Armee wurde für diese brutalen Ermordunge­n zur Rechenscha­ft gezogen“, kritisiert Muleya Mwananyand­a von Amnesty Internatio­nal.

Am Mittwoch wurde erneut deutlich, dass sich die Lage der Menschenre­chte unter Mnangagwa nicht gebessert hat. In Harare kam es zu Razzien gegen Menschenre­chtler und Opposition­elle. Dabei stürmten Bewaffnete die Häuser von mindestens sechs Aktivisten. Diese seien verschlepp­t, gefoltert und, teils tot, in einem Steinbruch zurückgela­ssen worden.

Unter den Opfern war auch der MDC-Jugendführ­er Tatenda Mombeyarar­a. „Seine Peiniger verlangten, dass er Informatio­nen über die geplanten Anti-Regierungs-Proteste preisgibt“, erklärte die Organisati­on „Simbabwes Anwälte für Menschenre­chte“.

Die USA, die EU und Großbritan­nien verurteilt­en die Gewalt. Ein Regierungs­sprecher in Harare wies die Vorwürfe, dass die Behörden daran schuld seien, jedoch zurück: Bei den Bewaffnete­n habe es sich um „verärgerte Mitglieder des alten Establishm­ents“gehandelt. Diese wollten Präsident Mnangagwas „Ruf als Reformer schädigen“.

Der Westen verurteilt Gewalt gegen Aktivisten

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