Der verrückte Anleihemarkt und Trumps Inselträume
Nehmen wir an, ein Freund pumpt Sie um Geld an – sagen wir um 1000 Euro – und sie sagen darauf: „Gerne, ich wäre zufrieden, wenn du mir irgendwann 950 Euro zurückzahlst.“So ähnlich stellt sich seit einiger Zeit die Lage auf den internationalen Anleihemärkten dar. Im Gegenzug für den Kauf eines vergleichsweise sicheren Wertpapiers sind Anleger bereit, Geld draufzulegen und auf Rendite zu verzichten. Mittlerweile weisen Anleihen im Wert von 15.000 Mrd. Dollar, das entspricht rund einem Viertel aller von Staaten und Unternehmen ausgegebenen Schuldpapiere, negative Renditen aus.
Selbst das hält Anleger nicht ab, weiter Anleihen zu kaufen – mit dem Resultat, dass deren Kurse steigen und die Rendite sinkt. Die gegenläufige Entwicklung von Kurs und Rendite geht mit der auf den Kopf gestellten Welt der Geldmarktzinsen einher. Die orientieren sich nicht nur an der Bonität des Schuldners, sondern auch an der Laufzeit. In der Regel muss man Anlegern höhere Zinsen bieten, je länger man sich von ihnen Geld borgt. In dem nun schon geraume Zeit anhaltenden Niedrigzinsumfeld dreht sich die Zinskurve um – in den USA erhalten Anleger für zweijährige Staatspapiere derzeit schon mehr Zinsen als für Anleihen, die zehn Jahre laufen. Was Experten als inverse Zinskurve bezeichnen, gilt vielen als Indiz für eine nahende Rezession. Ob es dazu kommt, hängt auch von anderen Faktoren ab, nicht zuletzt davon, ob die politischen Risiken wie etwa ein Handels- oder Währungskrieg zwischen China und den USA tatsächlich eintreten.
In der verzweifelten Suche nach ertragreichen Anlagen hält auch der Herdentrieb zum Kauf von Grund und Boden an. Dem kann sich niemand entziehen, auch nicht US-Präsident Donald Trump. Der frühere Immobilientycoon denkt auch dabei größer als andere. Trump soll seine Berater gefragt haben, ob es nicht möglich wäre, Grönland zu kaufen. Die weltgrößte Insel wird von Dänemark verwaltet – wo man das Ansinnen aus Washington brüsk ablehnte.
Freilich, so weit hergeholt ist es nicht, dass Trump Dänemark ein Geschäft über ein Eiland anbietet. 1917 ging DänischWestindien – die heutigen amerikanischen Jungferninseln – per Vertrag und 25 Mill. Dollar an die USA. Und auf Grönland hatte schon Präsident Harry Truman 1946 ein Auge geworfen und 100 Mill. Dollar geboten. Anfang September stattet Trump Dänemark einen Staatsbesuch ab, es könnte eine interessante Visite werden.