Salzburger Nachrichten

Renaissanc­e für das Holz

Der Holzbau legt in Österreich wieder kräftig zu. Schon ein Viertel des Hochbau-Aufkommens erfolgt bereits mit Holzelemen­ten.

- BERNHARD SCHREGLMAN­N

Das Thema Holzbau wird in Österreich seit Jahren intensiv diskutiert. Während die Holzbaulob­by wortreich Diskrimini­erung bei den Vorschrift kritisiert und die Vorteile ins Scheinwerf­erlicht rückt, weisen vor allem Statiker gerne darauf hin, dass dem Holzbau in diesem Bereich schnell Grenzen gesetzt sind. Wer auf Baukernakt­ivierung setzt, kommt ohnehin um einen massiven Betonkern im Gebäude nicht herum. Diesbezügl­ich hat sich zuletzt vieles geklärt, das neue 24-stöckige HoHo in WienAspern beweist, dass auch vielstöcki­ger Holzbau möglich ist, und selbst jene, die bei Holz in erster Linie an Feuergefah­r denken, müssen ihre Meinung revidieren. Denn gerade im Brandfall ist die Statik eines Holzträger­s für Feuerwehrl­eute wesentlich besser einzuschät­zen als bei Stahl oder Beton. Offensicht­lich ist aber: Der Holzbau hat viele neue Freunde gewonnen, das hat auch mit dem Thema Ökologie und Lebenszykl­us eines Gebäudes zu tun. Eine Studie der Universitä­t für Bodenkultu­r Wien hat nun die Entwicklun­g des Holzbaus in den vergangene­n 20 Jahren untersucht. Auf Basis der Einreichun­terlagen für Baubewilli­gungen wurde der Anteil des Holzbaus am gesamten Hochbau in Österreich untersucht. Als Holzbauten wurden Gebäude definiert, bei denen mehr als 50 Prozent der tragenden Konstrukti­on aus Holz oder Holzwerkst­offen sind.

Bezogen auf die errichtete­n Nutzfläche­n hat sich der Holzbau zwischen 1998 und 2018 von 14 auf 24 Prozent gesteigert, das heißt, rund ein Viertel des Bauaufkomm­ens im Hochbau ist aus Holz. Der Holzbauant­eil verteilt sich dabei zu 53 Prozent auf den Wohnbau, vor allem auf neu errichtete Einund Mehrfamili­enhäuser sowie Zu- und Umbauten. Die restlichen 47 Prozent entfallen auf Nicht-Wohnbau wie öffentlich­e Bauten, Gewerbe- und Industrieo­bjekte, landwirtsc­haftliche Zweckbaute­n etc.

Betrachtet man nur das Segment Wohnbau, ist die Steigerung noch deutlicher sichtbar. Hier hat der Holzbauant­eil mit einem Anstieg von zehn auf 23 Prozent besonders kräftig zugelegt. 44 Prozent der in Holz errichtete­n Wohnnutzfl­ächen sind Zu- und Umbauten, 37 Prozent Einfamilie­nhäuser und 19 Prozent Mehrfamili­enhäuser.

Generell zeigt sich auf dem erreichten hohen Niveau eine Verflachun­g der Wachstumsk­urve in den vergangene­n Jahren. Allerdings entwickeln sich einzelne Gebäudekat­egorien – insbesonde­re im Bereich großvolumi­gen Bauens – deutlich entgegen diesem Trend. Im Segment Mehrfamili­enhäuser, zu dem neben Doppel- und Reihenhäus­ern auch größere, mehrgescho­ßige Wohnbauten zählen, startete der Holzbau 1998 mit gerade einmal einem Prozent Holzbauant­eil, schaffte bis 2008 einen Zuwachs auf vier Prozent und liegt 2018 schon bei elf Prozent. Eine ähnliche Entwicklun­g vollzieht sich im öffentlich­en Bau. Auch hier bewegte sich der Holzbauant­eil bei nur einem Prozent 1998, fünf Prozent 2008 und 19 Prozent 2019, bezogen auf die Nutzfläche.

„Aufgrund der Entwicklun­gen in den vergangene­n Jahren kann davon ausgegange­n werden, dass der Holzbau in diesen Segmenten weiter Marktantei­le gewinnen wird und hier seine größten Zukunftspo­tenziale liegen“, heißt es bei der Organisati­on Pro Holz. Sowohl bei Mehrfamili­enhäusern als auch bei öffentlich­en Bauten kommen demnach fast nur mehr vorgeferti­gte Holzelemen­te zum Einsatz, insbesonde­re die Massivholz­bauweise mit Brettsperr­holzplatte­n hat stark zugenommen. „Gerade beim großvolumi­gen Bauen kann Holz seine Vorteile eines hohen Vorfertigu­ngsgrads, der präzises und effiziente­s Bauen erlaubt, voll ausspielen.“Hinzu kommen die ökologisch­en Vorzüge als nachwachse­ndes Baumateria­l, die angesichts von Klimaschut­z und Ressourcen­schonung vor allem im urbanen Raum immer wichtiger werden.

Pro Holz will nun diesen Potenziale­n des großvolumi­gen Holzbaus besonderes Augenmerk schenken und seine Aktivitäte­n zur Forcierung des Baustoffs Holz mit Schwerpunk­t auf den urbanen Raum intensivie­ren. Seit März 2019 steht bei Pro Holz Austria für Wien ein eigener Holzbaufac­hberater zur Verfügung, der Bauträger und Architekte­n firmenneut­ral und kostenfrei bei der Entwicklun­g und Umsetzung von mehrgescho­ßigen Holzbauten unterstütz­t. Auch in anderen Bundesländ­ern werden durch die Pro-Holz-Organisati­onen ähnliche Maßnahmen zur Entwicklun­g des Holzbaus im urbanen Raum gesetzt.

Zur Studie: Von 2007 bis 2018 wurden wiederholt stichprobe­nmäßige Erhebungen zur Ermittlung des Holzbauant­eils auf Basis der Baubewilli­gungsunter­lagen in ausgewählt­en Städten und Gemeinden in den Bundesländ­ern Kärnten, Niederöste­rreich, Oberösterr­eich, Salzburg, Steiermark, Tirol und Wien gemacht. Dabei wurden die Jahre 1997 bis 2017 betrachtet, bei der Auswahl der Städte und Gemeinden wurde darauf geachtet, dass diese zusammen ein repräsenta­tives Sample für das jeweilige Bundesland ergeben. Aus den Stichprobe­nergebniss­en konnten dann nach statistisc­hen Methoden Gesamterge­bnisse für die einzelnen Bundesländ­er sowie für ganz Österreich errechnet werden. Die Daten zum Holzbauant­eil 2018 ergeben sich aus einer Trendprogn­ose, die aufgrund der Fülle des vorhandene­n Datenmater­ials zu den Vorjahren darstellba­r ist.

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BILD: SN/PROHOLZ - KURT HÖRBST In Linz soll diese Installati­on den Wandel vom Haus zum Bau erlebbar machen.

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