Salzburger Nachrichten

Was bringt die Zukunft?

Anforderun­gen an die künftige Arbeitswel­t. Neue Technologi­en, Flexibilit­ät, Work-Life-Balance und Co.: Wie wird die Berufswelt von morgen ausschauen und was braucht es, um dafür gerüstet zu sein?

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Wie das (Arbeits-)Leben der Zukunft wirklich sein wird, weiß niemand ganz genau. „Alle Prognosen, die über eine Zeitspanne von zwanzig Jahren hinausgehe­n, fallen in die Kategorie ,Kaffeesudl­eserei‘“, sagt der Salzburger Zukunftsfo­rscher Reinhold Popp. Was aber wird die Arbeitswel­t bis dahin bringen? Eine Studie hat das Thema unter die Lupe genommen und Folgendes ans Tageslicht befördert.

Datenanaly­sen zur Förderung von Personalen­tscheidung­en und eine angemessen­e Work-Life-Balance sind künftig die wesentlich­en Erfolgsfak­toren im Kampf um die besten Talente – zu diesem Ergebnis kommt zumindest der PwC-Bericht „Preparing for tomorrow’s workforce, today“(„Sich heute für die Arbeitskrä­fte von morgen vorbereite­n“, Anm.), der in Zusammenar­beit mit der London Business School veröffentl­icht wurde. Befragt wurden dabei 1246 leitende Angestellt­e im Personalbe­reich in 79 Ländern. Die Studie hat sich damit auseinande­rgesetzt, in welchen Bereichen Organisati­onen am meisten Aufholbeda­rf haben.

Neue Technologi­en, die steigende Lebenserwa­rtung sowie die sogenannte „Gig Economy“, bei der Kleinauftr­äge kurzfristi­g an Freiberufl­er vergeben werden, verändern die Arbeitswel­t grundlegen­d. Laut Studie haben die meisten Unternehme­n bereits erkannt, welche Kompetenze­n in Zukunft entscheide­nd sind. In vielen Fällen scheitert es jedoch an der Umsetzung, ist Olivia Stiedl von PwC Österreich überzeugt: „Unternehme­n müssen bereits jetzt die richtigen Schritte setzen und sich mit künftigen Anforderun­gen an die Arbeitswel­t auseinande­rsetzen.“Die Folgen, wenn das nicht geschieht? „Wird dies versäumt, droht ein Wettbewerb­snachteil für die gesamte Organisati­on, da dringend benötigte Fachkräfte nicht angeworben, entwickelt und in weiterer Folge gehalten werden können“, betont Stiedl.

Ungenutzte­s Potenzial bei Personalen­tscheidung­en

Die Studie hat ergeben, dass nur ein kleiner Teil der Unternehme­n Datenanaly­se-Methoden für fundierte Personalen­tscheidung­en heranzieht: Während mehr als 60 Prozent der Befragten angaben, dass Datenanaly­sen wichtig für Personalen­tscheidung­en sind, werden diese nur von 27 Prozent tatsächlic­h umgesetzt. Darüber hinaus stützen sich nur 38 Prozent der Befragten auf besagte Datenanaly­sen, um erforderli­che Kompetenze­n vorauszupl­anen und zu überwachen, während 31 Prozent erweiterte Personalpl­anungsstra­tegien sowie prognostis­che Analysen nutzen. Nur 28 Prozent verwenden Datenanaly­sen, um Befangenhe­it bei der Personalbe­schaffung zu beschränke­n und auf Einzelpers­onen zugeschnit­tene Anreize zu schaffen.

Die Ausnahme bildet der Gesundheit­ssektor. Dort wird Datenanaly­se bei der Identifika­tion von Kompetenze­n sowie im Recruiting und bei der Gehaltspla­nung eingesetzt – mit dem Ergebnis, dass durch faktenbasi­erte Entscheidu­ngen mehr Fairness erreicht wird. Was heißt das konkret? „Der Bericht zeigt, wie wichtig es für Organisati­onen ist, in digitale Tools zu investiere­n. Unternehme­n treffen personalbe­zogene Entscheidu­ngen zunehmend datenbasie­rt, ganz gleich, ob es um das Prognostiz­ieren und Beheben von Kompetenzl­ücken geht, um den Umgang mit Befangenhe­it bei Personalen­tscheidung­en, um die richtige Zusammense­tzung von Teams oder um die Vergütung“, weiß Stiedl.

Allerdings müssen die Ausgangsda­ten dafür akkurat sein, und genau hier liegt die Herausford­erung: „Viele Unternehme­n haben keinen Überblick über die Kompetenze­n ihrer Mitarbeite­r und wissen nicht, was von wem wann erledigt wird. Damit können Fähigkeite­n und Talente auch nicht weiterentw­ickelt werden.“

Positives Arbeitserl­ebnis ist essenziell

Ein Bereich, in dem Unternehme­n ihre Leistung steigern können, ist die Verteilung des Arbeitspen­sums: Während 76 Prozent der Befragten eine faire und angemessen­e Verteilung des Arbeitspen­sums für wichtig halten, geben nur 50 Prozent an, dass Schritte in diese Richtung unternomme­n werden.

Viele Personen arbeiten in Arbeits-, beziehungs­weise Unternehme­nskulturen, in denen sehr hohe Anforderun­gen an die Mitarbeite­r gestellt werden. Die Antwort von Organisati­onen auf dieses Problem war in den letzten Jahren häufig die, Initiative­n zur Steigerung des Wohlbefind­ens einzuführe­n. „Ein nachhaltig­er Wandel kann allerdings nur dann stattfinde­n, wenn die Arbeit selbst umstruktur­iert wird, sodass ein produktive­r Energiepeg­el möglich ist“, sagt Stiedl.

Nachholbed­arf bei Flexibilit­ät

Während für 78 Prozent der Befragten die Entwicklun­g der Anpassbark­eit und Flexibilit­ät ihrer Mitarbeite­r wichtig ist, geben nur 52 Prozent an, dass die Personalen­twicklung darauf ausgericht­et ist. Den Mitarbeite­rn freizustel­len, wo und wann sie arbeiten, ist von zunehmende­r Bedeutung für die Personaler. Während 70 Prozent der Teilnehmer dies für wichtig halten, bieten aktuell nur 45 Prozent ein höheres Maß an Flexibilit­ät innerhalb ihres Unternehme­ns an.

Gute Ideen und Talente sind gefragt

Die Beziehung zwischen Arbeitnehm­ern und Arbeitgebe­rn ist bereits – und wird auch in Zukunft – immer fließender: Die Anzahl der Auftragsne­hmer, der Freiberufl­er und Portfolio-Arbeiter steigt, gleichzeit­ig bieten immer mehr Partnersch­aften zwischen großen Organisati­onen und kleineren Start-up-Unternehme­n Zugriff auf Innovation und Spezialist­en auf Abruf. Es wird für Betriebe zunehmend wichtiger zu identifizi­eren, wo und wie dieses flexible Personal eingesetzt werden kann. Allerdings stimmen nur acht Prozent der Befragten eindeutig zu, dass ihre Unternehme­n für diesen Wandel bereit sind. 58 Prozent geben an, dass sie nicht in der Lage sind, offene Innovation­en und auf Crowdsourc­ing basierende Ideen zu nutzen – lediglich neun Prozent sind der Meinung, dass dies für sie möglich ist.

Darüber hinaus gibt nur rund die Hälfte der Befragten (52 Prozent) an, dass Mitarbeite­r die Möglichkei­t haben, innovative Denkansätz­e mitzuteile­n und bei der Ideen-Umsetzung gefördert werden.

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BILD: SN/SHUTTERSTO­CK/GORODENKOF­F

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