Ihm sehen Tausende beim Bergsteigen zu
Die Berge sind Franz Althubers große Leidenschaft. Ein schweres Unglück ließ ihn alles infrage stellen – und erfolgreich neu durchstarten.
EBEN. Als ihm in der Ostwand des Hohen Göll ein Schneebrett den Boden unter den Füßen wegzieht, schließt Franz Althuber mit seinem Leben ab. Einen Absturz in diesem Gelände überlebt man nicht. Normalerweise, denn es passiert ein kleines Wunder. Althuber und sein Bergkamerad leben, schwer verletzt und unterkühlt. Die Bergrettung schafft es gerade noch, das Duo rechtzeitig zu bergen. Auf der Intensivstation trifft es Althuber ein zweites Mal hart. Er wird angegriffen, im Internet. Von jenen, die seine Videos verfolgen. Er, der seit Längerem seine Bergtouren festhält und veröffentlicht, sei ein Hasardeur, einer, der anderen Menschen ein falsches Bild vermittle und dadurch in Gefahr bringe.
Althuber findet die Attacken zutiefst unfair und stellt alles infrage. Schließlich entscheidet er sich weiterzumachen. Zwei Monate nachdem er sich den Oberschenkel und mehrere Wirbel gebrochen hat, geht der Ebener wieder auf den Berg, mit Krücken. Und er filmt auch wieder. Seither sind eineinhalb Jahre vergangen, der ÖBB-Fahrdienstleiter betreibt mittlerweile den erfolgreichsten österreichischen Bergsportkanal. Auf „Alpine Momente“dokumentiert er seine Touren, Sommer wie Winter. Nicht wie früher einfach mit Musik im Hintergrund, sondern mit Informationen und Erklärungen unterlegt. Tausende Menschen sehen sich die Beiträge auf YouTube an. Die Videos sind launig, handeln stets auch von Vorbereitung, Schlüsselstellen und Gefahren. Althuber: „Es geht mir nicht darum, heroische Bilder zu produzieren. Ich will die Realität auf dem Berg zeigen, auch was alles passieren kann. Es gibt genauso Material vom Umkehren oder von einer völligen Fehlentscheidung auf dem Glockner.“
Die nächsten bergsteigerischen Ziele sind nicht die prestigeträchtigen Sieben- oder Achttausender dieser Welt. Alle 82 Viertausender der Alpen hat sich der 35-Jährige vorgenommen. „Sollten es nur 79 werden, weil die Bedingungen hin und wieder einen Rückzug erfordern, ist das auch okay. Das würde eh gut zur Grundaussage meines Kanals passen.“
Auf den Hohen Göll ist der Pongauer bereits zurückgekehrt. Und hat sich vergewissert, dass damals nicht Leichtsinn, sondern schlicht Pech den Unfall ausgelöst hat. Auch diese emotionale Tour hat er für seine Fans dokumentiert.