Aufruf an alle: Wo ist ein Ticket aus 1920?
Salzburg Museum und Salzburger Festspiele bitten um geschichtsträchtige Objekte als Leihgaben für die Landesausstellung.
Die Salzburger Festspiele suchen gefälschte Eintrittskarten. Zum Beispiel wurden 1950 solche spezielle Fälschungen auf dem Schwarzmarkt verkauft. Hat jemand davon noch ein Original? Da ein echtes Falschticket ein feines Exponat für die Landesausstellung 2020 wäre, ersuchen Salzburger Festspiele und Salzburg Museum, dieses als Leihgabe zu gewähren. Übrigens könne man diese auch anonym abgeben, versichert Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele. Sie gewährt damit quasi einen Kronzeugenschutz – zur Vermeidung etwaiger Peinlichkeiten für Nachkommen der damaligen Fälscher oder der Nutznießer dieser illegalen Fälschung.
Auch andere spezielle Eintrittskarten werden für die im April 2020 beginnende Landesausstellung „Großes Welttheater – 100 Jahre Salzburger Festspiele“gesucht, etwa ein Ticket für den „Jedermann“des Jahres 1920 oder sogar für die allererste Aufführung vom 22. August 1920. Die älteste derzeit verfügbare „Jedermann“-Karte ist erst aus dem zweiten Festspiel-Jahr 1921.
Noch eine dritte Art Ticket wird gesucht: Im Jahr 1930 galten laut Erlass des Bundeskanzleramts die Salzburger-Festspiel-Karten zugleich als Visum für die Einreise nach Österreich. Es genügte also, bei der Grenzkontrolle einen Pass und eine Festspielkarte vorzuweisen. So sollten die Folgen der durch den Schwarzen Freitag im Oktober 1929 an der New Yorker Börse ausgelösten Weltwirtschaftskrise abgemildert werden. Und dies gelang: Während von 1929 auf 1930 die Zahl von Gästen und Nächtigungen in der Stadt Salzburg um 8,4 bzw. 3,3 Prozent schrumpfte, legte dank mehr ausländischer Besucher denn je – vor allem aus Amerika, England und Frankreich – die Zahl der verkauften Festspielkarten 1930 um 45 Prozent auf über 60.000 Stück zu.
Der Aufruf für die Landesausstellung 2020 ist zwar breit gestreut, doch beteuert das Salzburg Museum, wo die Leihgaben gesammelt werden: Programmhefte und Autogrammkarten gebe es genug, diese „werden nicht mehr benötigt“.
Gesucht werden hingegen „dreidimensionale Objekte“, die für eine Ausstellung attraktiver sind als museale Flachware. Dies könnten Souvenirs sein – so wie das bereits vorhandene Seidentuch mit großformatigem Logo der Salzburger Festspiele. Wichtig wären auch außergewöhnliche Fotos im Zusammenhang mit Festspielbesuchen oder -produktionen – so gibt es im Archiv der Salzburger Festspiele ein Alexander-Moissi-Fotoalbum.
Ein spezielles Anliegen ist der erste Film über den „Jedermann“, den die Salzburger KunstfilmIndustrie-AG im Jahr 1921 gedreht hat. Wer weiß, wo dieser lagern könnte? Wer hat eine Kopie davon? Oder wer hat auch nur einen der drei Teile davon? Neben dem „Jedermann“von 1921 enthält der Film auch eine Aufnahme eines russisches Ballett-Gastspiels aus demselben Jahr sowie Ausschnitte eines internationalen Frauenkongresses für Frieden und Freiheit.
Nach Angaben von Helga RablStadler wird zudem die Schellack aus 1931 der Firma Christschall mit der Aufnahme vom Mozart-Requiem gesucht; davon ist zwar ein Festspieldokument erschienen; doch die originale Schellack fehlt. Ebenso
Telefon 0662/620808/100 (Mo–Fr, 9–12 Uhr) oder E-Mail
werden Bezugsscheine für Rundfunkempfänger aus 1947 gesucht.
Interessant wären zudem Briefe und Korrespondenzen – idealerweise Autografe – oder sonstige Dokumente und Pläne, die in Nachlässen erhalten sein könnten.
Ein Beispiel, was es im Archiv der Salzburger Festspiele schon gibt, ist eine Mitgliedskarte aus den frühen 1930er-Jahren der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde. Dieser 1917 gegründete Verein war bis 1942 Veranstalter und Rechtsträger der Salzburger Festspiele; er hatte je einen Zweigverein in Salzburg und Wien sowie Ortsgruppen in Melk, Wels, Bremen, Innsbruck, Berlin oder München. 1920 hatte er über 2000 und 1921 über 3000 Mitglieder. Kontakt: