In der Teufelsküche
Die Entzauberung kulinarischer Blender. Endlich gibt es einen, der uns zum Essen reinen Wein einschenkt: SN-Kolumnist Peter S. Gnaiger.
In der Redaktion der „Salzburger Nachrichten“hatte er bald den Spitznamen „Geniale Schreibmaschine“. Wir wollten damit zum einen seine quantitative Leistungsfähigkeit als Autor unterstreichen. Er schrieb in so kurzer Zeit so viel wie kaum ein anderer. Als er neben der regulären Arbeit auch noch begann, Bücher zu verfassen, fragten sich viele, ob der Tag für ihn mehr als 24 Stunden habe. Zum andern wollten wir zum Ausdruck bringen, wie federleicht er seine Texte produzierte, wie genial sein Wortschatz schon damals war und vor allem, dass er etwas besaß, was jungen Journalisten nicht unbedingt von Gott gegeben ist: Humor. Peter S. Gnaiger hatte, als er vor 20 Jahren seinen Fuß zum ersten Mal in die Redaktion der SN setzte, die Sympathien der Kolleginnen und Kollegen, vor allem aber auch der Leserinnen und Leser auf seiner Seite. So beschwingt wie er schreibt kaum einer. Und er versteht es, Wahrheit, die meistens wehtut, so zu erzählen, dass man darüber lachen kann. Seit elf Jahren schreibt Peter S. Gnaiger nun in den „Salzburger Nachrichten“die „Teufelsküche“. Es handelt sich dabei um feinste glossarische Miniaturen zum Thema Essen und Trinken. Es geht dem Autor dabei nicht um Rezepte zum Kochen, sondern um Anleitungen zum besseren Leben. Jetzt hat der Wieser-Verlag in Zusammenarbeit mit den SN eine Auswahl der besten Kolumnen als Buch herausgebracht. Gnaiger erweist sich in der Dichtheit der lesenswerten Rückschau als Kämpfer für alles, was gut und recht ist, und vor allem für das, was ehrlich hergestellt wird. Viele kulinarischen Blender, die mit Sternen und Hauben glänzen möchten, entzaubert Gnaiger ebenso wie die Zubereiter industrieller Fertiggerichte. Gnaiger nimmt vor allem medial gehypte Strömungen aufs Korn.
Unvergessen seine Geschichte über das „Pflanzenpflanzerl“. Er beschreibt darin das Phänomen, „dass jemand kein Fleisch mehr essen will, dafür Pflanzen, die aussehen wie Fleisch und schmecken wie Fleisch“. Mit überzeugtem Veganismus kann der Sohn eines gelernten Metzgers vielleicht noch etwas anfangen. Nicht aber mit den Tarnenund-Täuschen-Methoden, die viele FleischVerächter heute ohne jeden Genierer anwenden.
Seine Liebe zur guten Küche hat der Autor seinem Großonkel zu verdanken, der nach der Kriegsgefangenschaft freiwillig in Frankreich geblieben ist und den Gnaiger in den späten 80er-Jahren als angehender Maturant besucht hat. Eigentlich sollte der junge Peter nur sein Französisch verbessern. Als er nach den Ferien im Herbst wieder heimkam ins raue Innviertel, bestellte er im Dorfwirtshaus anstelle der üblichen Halben ein Achterl Rotwein. Auf die Frage: „Welchen habt ihr denn da?“, bekam er offene Münder zur Antwort.
Gnaiger ließ sich nicht entmutigen. Er brachte die Liebe zur Küche und zur Wahrheit zu den SN mit. Und schenkt uns seither jeden Samstag im „Kulinarium“und jeden Dienstag in der „Teufelsküche“reinen Wein ein.