Salzburger Nachrichten

DIE ILLUSTRIER­TE KOLUMNE

- Andrea Maria Dusl

Wenn Ereignisse niemals stattgefun­den haben, wenn Zusammenhä­nge auseinande­rfliegen und Bekanntes den Platz mit Unbekannte­m tauscht, wenn sich also Feststehen­des überschläg­t, dann muss es Österreich sein. In bester Kenntnis dieser Zusammenhä­nge werden wir permanent von Dingen überrascht, die wir längst schon wussten und deren Eintreten wir täglich erwarteten.

Da für Österreich­er Österreich die Welt ist, die Welt für erstere aber keinesfall­s Österreich, gilt das Diktum: „Wie sich der kleine Moritz die Weltgeschi­chte vorstellt – genau so ist sie!“Sein Urheber, der Stegreif-Essayist Anton Kuh, war zwar Wiener und damit eigentlich Österreich­er, aber auf einem Tisch im letzten Hinterzimm­er seiner Befürchtun­gen lag ein Zettel, auf dem stand: „Irren ist österreich­isch“.

Aus Kuhs kleinem Moritz hat die heimische KolumnenAr­tistik längst den kleinen Maxi gemacht und aus der Weltgeschi­chte die österreich­ische Innenpolit­ik. Sie besteht neuerdings aus Betrachtun­gen über die Unwegnehmb­arkeit des Wieners Schnitzels, aus Erörterung­en der Frage, ob Saint-Tropez eine sozialdemo­kratische Tabuörtlic­hkeit ist, und wer grüner ist, die Türkisen, die Pinken oder doch die alten Schwarzen.

Weltpoliti­k aus österreich­ischer Perspektiv­e erschöpft sich im Diskurs, ob es für die minderjähr­ige Klimakassa­ndra Greta Thunberg moralisch in Ordnung ist, mit einer Rennyacht den Atlantik zu überqueren. Und da, wie bereits erörtert, das Sommerloch stets mit außerorden­tlich Unordentli­chem gefüllt wird, gilt der Stehsatz des verstorben­en Nummernrev­uekünstler­s Jörg Haider: „Bin mal Kurz weg.“

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