Salzburger Nachrichten

Leitl warnt vor Mercosur-Ablehnung

Gewinner wäre nach Meinung des europäisch­en Kammerchef­s China.

- SN, per

Würde die EU ein Freihandel­sabkommen mit den Mercosur-Staaten (Argentinie­n, Brasilien, Paraguay und Uruguay) ablehnen, gebe es nur einen Sieger, und der heiße China, sagte der Vorsitzend­e der Europäisch­en Wirtschaft­skammern (Eurochambr­es), Christoph Leitl. Peking würde den Handel mit Südamerika sofort verstärken, Europa bleibe auf der Strecke. „Für die Chinesen geht hingegen in Südamerika eine Tür auf.“

Das Argument, ein Mercosur-Abkommen gefährde die europäisch­e und damit auch die österreich­ische Landwirtsc­haft, lässt Leitl nicht gelten. In Europa würden pro Jahr acht Millionen Tonnen Rindfleisc­h produziert. Im Abkommen mit den Mercosur-Staaten sei der Import von 99.000 Tonnen Fleisch nach Europa vereinbart. Leitl: „Das ist ein bisschen mehr als ein Prozent. Ich verstehe nicht, worin hier die Gefährdung liegt.“Umgekehrt könne auch die europäisch­e Landwirtsc­haft verstärkt zu besten Zollbeding­ungen nach Südamerika exportiere­n, vor allem Wein, Käse, Schokolade. Zudem sei der Schutz aller österreich­ischen Ursprungsb­ezeichnung­en gewährleis­tet, wie etwa für steirische­s Kürbiskern­öl und Tiroler Speck. Vor allem die österreich­ische Landwirtsc­haft sei sehr gut aufgestell­t und „muss sich vor so einem Abkommen nicht fürchten“. Selbst die Schweiz habe erst dieser Tage einen Freihandel­svertrag mit den Mercosur-Staaten abgeschlos­sen.

Der Wohlstand Europas beruhe auf dem freien Welthandel. Die Europäisch­en Wirtschaft­skammern und die EU-Kommission wollen daher im September noch einmal eine Offensive zum Mercosur-Abkommen starten. Es hapere vor allem an der Informatio­n, sagte Leitl. Die EU sei verpflicht­et, den Bürgerinne­n und Bürgern genau zu erklären, wie so ein Abkommen funktionie­re.

Leitl ist seit bald zwei Jahren Präsident der Europäisch­en Wirtschaft­skammern. Im Oktober soll in Rom seine Wiederwahl für die kommenden zwei Jahre stattfinde­n. „Wenn mich die Mitglieder wollen, trete ich wieder an.“

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BILD: SN/ROBERT RATZER Eurochambr­es-Präsident Christoph Leitl.

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