Salzburger Nachrichten

Mädchen starb: Gutachter soll „unfassbare Tragödie“klären

Ein 90-Jähriger erfasste am Sonntag mit seinem Pkw eine Vierjährig­e und eine 45-Jährige. Ein Kfz-Gutachter soll herausfind­en, ob ein technische­r Defekt als Unfallursa­che infrage kommt.

- THOMAS SENDLHOFER

SALZBURG-STADT.

Pfarrer Peter Zeiner muss am Montag um Fassung ringen, wenn er über die Ereignisse vom Sonntag spricht. Nach seiner letzten Messe in Gneis, die er vor seiner Pensionier­ung zelebriert­e, ereignete sich vor der Kirche eine Tragödie. Ein 90-jähriger Salzburger, der seine Frau abholen wollte, verlor die Kontrolle über seinen Wagen und fuhr ein vierjährig­es Mädchen sowie eine 45-Jährige nieder. Das Mädchen starb. Die Frau erlitt schwere Kopfverlet­zungen, befand sich aber am Montag auf dem Weg der Besserung.

Vor der Kirche haben Trauernde Grablichte­r angezündet, Blumen und einen kleinen Stoffteddy­bären abgelegt. „Ich kenne die Familie, seit sie bei uns ist“, erzählt Pfarrer Zeiner über die Syrer. „Sie sind fast jeden Sonntag in die Kirche gekommen.“Den jüngeren Bruder der Verstorben­en habe er selbst getauft. Am Montag suchten die Eltern Trost beim Geistliche­n. Der Vater bat ihn, seiner Tochter den letzten Segen zu geben. Zeiner war deswegen auch in der Pathologie. „Das war jetzt sehr berührend. Je länger ich sie angeschaut habe, desto mehr hat sie gelächelt.“Auch bei Pastoralas­sistentin Szidónia Lőrincz saß am Montag der Schock noch tief über die „unfassbare Tragödie“. Am Montagaben­d kam die Pfarrgemei­nde in der Kirche zusammen, um für die Angehörige­n und die schwer verletzte Frau zu beten.

Nach dem Unfall hatte der Sohn des Unfalllenk­ers seinen 90-jährigen Vater in Schutz genommen. Das Fahrzeug sei „aus heiterem Himmel losgezogen“. Es habe bereits in der Vergangenh­eit Probleme mit dem Wagen gegeben. Danach seien von einer Werkstatt Teile des Automatika­ntriebs getauscht worden, darunter das Getriebe.

Ein Augenzeuge meldete sich nach diesen Aussagen bei den SN und widersprac­h den Schilderun­gen des Sohns, der den Unfall nicht miterlebt hatte. Der 90-Jährige sei schon bei der Anfahrt in der Eduard-Macheiner-Straße aufgefalle­n, als er sich den Leuten vor der Kirche genähert habe. Personen hätten dem Mann ausweichen müssen. „Der hätte schon lang nicht mehr fahren dürfen. So wie der in den Hof hineingefa­hren ist, hätte man ihm den Schlüssel abnehmen müssen“, meinte der Zeuge. Dass der Unfall eine technische Ursache gehabt haben könnte, schloss der Mann als „Blödsinn“aus. „Der ist mit seinen schlechten Füßen auf dem Gas hängen geblieben.“

Was tatsächlic­h die Ursache für den Unfall war, müssen Polizei und Staatsanwa­ltschaft klären. Sie ermitteln wegen des Verdachts der grob fahrlässig­en Tötung und der fahrlässig­en Körperverl­etzung. Das Fahrzeug ist sichergest­ellt worden. Kfz-Gutachter Gerhard Kronreif wurde bestellt, um es zu untersuche­n.

Menschen standen nach der Messe vor der Kirche

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BILDER: SN/THOMAS SENDLHOFER Bei Pfarrer Peter Zeiner und Pastoralas­sistentin Szidónia Lőrincz herrscht große Betroffenh­eit.

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