Salzburger Nachrichten

Käthe Paeske

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An die Bomben der Royal Air Force kann sich Käthe Paeske noch gut erinnern. Das sei das Schlimmste gewesen, was sie im Krieg erlebt habe. Damals lebte die gebürtige Innviertle­rin in Stettin, bei den Eltern ihres Mannes, der an die Ostfront abkommandi­ert worden war. „Das Feuer der Brandbombe­n hat man unmöglich löschen können“, sagt die Salz

burgerin, die heuer 101 Jahre alt geworden ist. Beim ersten Angriff wurde gleich das gesamte Hinterhaus zerstört. „Unser Viertel hat es am meisten erwischt.“Stettin wurde im Lauf des Krieges mehrmals Ziel massiver Bombenangr­iffe. „Im Bunker hat man aber überhaupt nichts gehört.“

Aufgewachs­en in Waldzell im Innviertel, arbeitete Paeske zunächst als Köchin in einem Gasthof. Es folgte eine schwere Rippenfell­entzündung, 1938 ging sie nach München, wo sie als Kindermädc­hen arbeitete. Von den Verbrechen im KZ Dachau nahe München habe sie nichts gewusst. In der NS-Wochenscha­u habe sie aber gesehen, wie Hitler begeistert in Österreich empfangen worden war. Bei einem Ausflug auf den Feuerkogel in Ebensee lernte sie dann ihren späteren Mann kennen, der als Soldat in Linz stationier­t war. 1943 heirateten die beiden – an einem Junitag, als er gerade „Bombenurla­ub“hatte. Im Krieg arbeitete Paeske im Geschäft der Schwiegere­ltern in Stettin.

Als die Russen Anfang 1945 näher kamen, machte sie sich mit ihrem Rad auf den Weg nach Westen, „weil kein Zug mehr gefahren ist“. Nach Kriegsende verdiente sie ihr Geld in einer Weberei in Ebensee, später betrieb Paeske mit ihrem aus Russland zurückgeke­hrten Mann viele Jahre eine Tankstelle in Salzburg-Itzling.

Heute trägt sie zwei Eheringe, ihren eigenen und den des verstorben­en Mannes, mit dem sie 63 Jahre verheirate­t war. Ihr Zimmer im Seniorenwo­hnhaus in Salzburg-Taxham ist rundum geschmückt mit Fotos aus dem Familienal­bum: drei Töchter, vier Enkel, fünf Urenkel. Ob sie irgendetwa­s bereut beim Blick zurück auf ihr langes Leben? Nein, sagt die rüstige Salzburger­in. Sie würde nichts anders machen. „Ich war immer zufrieden.“Die SN liest Käthe Paeske seit ihrer Ebenseer Zeit, also seit über 50 Jahren. „Ohne Zeitung könnte ich nicht sein.“

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