„Nützen werden Kurz die Skandale nicht.“
Die SN befragten Meinungsforscher Peter Hajek, inwieweit sich politische Skandale auf die Nationalratswahl auswirken.
SN: Machen sich die Skandale wie die Schredderaffäre in den aktuellen Wählerumfragen bemerkbar? Peter Hajek: Seit der Schredderaffäre ist es zu keinen massiven Verschiebungen in den Wählerumfragen gekommen. Generell ist derzeit wenig Bewegung am Wählermarkt zu verzeichnen.
SN: Wie erklären Sie sich das? Im Vergleich zur Nationalratswahl 2017 ist derzeit keine Aufbruchstimmung spürbar. Damals wollten viele Menschen einen politischen „Change“und ein Ende der Großen Koalition. Das fällt momentan weg, deshalb muss Sebastian Kurz einen politischen Strauß an Themen anbieten, von Sozial- bis hin zur Klimapolitik. Im Fall der Schredderaffäre hat sich das Umfrageergebnis der ÖVP kaum verändert, vor allem, weil sich herausgestellt hat, dass es sich hierbei um einen legitimen Vorgang handelt.
SN: Könnte der Vorwurf der Wahlkampfkostenüberschreitung die ÖVP Stimmen kosten? Es kommt darauf an, welche Erzählung sich durchsetzt. Nützen wird es Sebastian Kurz nicht. 40 Prozent zu erreichen wird schwierig. Der Solidarisierungseffekt gelingt nur, wenn ein tiefes Empfinden unter der Wählerschaft vorherrscht, dass jemandem Unrecht getan wurde. Das sehe ich im Moment nicht.
SN: Welche Wählergruppen gilt es noch zu überzeugen, welche könnten abspringen? Fokussiert wird im Moment auf zwei Wählergruppen: jene, die in den Umfragen angeben, eine Partei zu wählen, aber bei der Frage, wie sicher diese Entscheidung ist, noch nicht ganz festgelegt sind. Zweitens die „Lean-Wähler“, die sich sozusagen zu einer anderen Partei hinüberlehnen und sich für ihre „zweite Wahl“entscheiden könnten.