Ein Exoskelett rettet „Gott in Weiß“nicht
Auf das glatte Parkett der Neurochirurgie verschlägt es den jüngsten „Tatort“mit Lena Odenthal und Gregor Bloéb in einer Gastrolle.
SALZBURG. Ist Mario Kopper, der Mann für’s Grobe im Ludwigshafner „Tatort“, schon vergessen? Nicht ganz, aber fast: Neben Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, 58) ermittelt jetzt mit Johanna Stern (Lisa Bitter, 35) eine dynamische Frau, und es ist ein gutes Gefühl, ihr bei den Ermittlungen zuzusehen. Besonders, wenn sie vier ausgewachsene Schläger im Alleingang austrickst. Außerdem hat Lena den Macho-Part in Leder immer schon selbst ganz gut abgedeckt.
Der jüngste Fall führt zu „Göttern in Weiß“, die in weiß getünchten weitläufigen Gängen und stattlichen Hallen residieren: Gehirnspezialist Bordauer (Sebastian Bezzel, 48), der sich bahnbrechender neuronaler Operationstechniken brüstet, trägt allerdings das lässige Outfit des Prototyps „Genie“. Seine resolut auftretende Vorzimmerdame sorgt für gehörigen Respekt bei den Besuchern, nicht aber bei Lena Odenthal. Diese schaut vorbei, weil man eine im Institut beschäftigte Ärztin tot aufgefunden hat. Zudem wird Pirchner, ein querschnittgelähmter Patient Bordauers, vermisst. Lena erfährt, dass der Chirurg verbotene Experimente an gehirngeschädigten Patienten durchführt und womöglich Pirchner gegen seinen Willen festhält. Das behauptet auch ein anonymes Mail.
„Wissen Sie, was der größte Erfolg des Teufels ist? Er hat uns glauben gemacht, dass es ihn nicht gibt“, sagt der Seelsorger in Bordauers Institut, den Heinz Hoenig (67) ebenso schräg gibt wie Gregor Bloéb (51) einen angriffigen Bandenchef, der eine Rechnung mit Pirchner offen hat.
Sebastian Bezzel ist als HightechChirurg als Typ eindeutig fehlbesetzt. Sein Rollenbild erfordert entweder einen arrogant-eigenbrödlerischen Charakter oder die unverbindliche Hintergründigkeit eines Christoph Waltz. Beides fehlt Bezzel.
Der „Tatort“hat mit hochtechnischen Fällen selten Glück. Auch hier stößt Lena an Grenzen der Verständlichkeit. Die beste Szene zeigt ein Exoskelett im Einsatz. Den Schluss ziert eine tiefschwarze Pointe.