Sexismusdebatte ist nicht immer hilfreich
Zwei Jahre nach Start der weltweiten Sexismus-Debatte zeigen sich Nachwirkungen auch in der Arbeitswelt – allerdings nicht nur positive.
Zwei Jahre nach Start der weltweiten Sexismusdebatte unter dem Titel #MeToo zeigen sich Nachwirkungen auch in der Arbeitswelt – allerdings nicht nur positive. Männer interagieren weniger mit Frauen.
SALZBURG. Vor knapp zwei Jahren startete die MeToo-Bewegung. Berichte von Übergriffen des Hollywoodproduzenten Harvey Weinstein lösten Anfang Oktober 2017 eine weltweite Debatte über Sexismus und Gewalt an Frauen aus. Mit Folgen: Opfer von sexueller Belästigung wehren sich jetzt häufiger – wie etwa auch Zahlen der österreichischen Gleichbehandlungsanwaltschaft zeigen. Die MeToo-Bewegung hat – zumindest in den USA – aber auch Rückschritte für Frauen am Arbeitsplatz gebracht. Eine aktuelle Studie der Universität Houston zeigt, dass Männer nun weniger bereit sind, mit ihren Kolleginnen zu interagieren, und manche attraktive Frauen erst gar nicht einstellen.
„Die meisten Reaktionen auf #MeToo waren feierlich. Es wurde davon ausgegangen, dass Frauen wirklich davon profitieren würden“, sagt eine der Studienautorinnen, Professorin Leanne Atwater zum „Harvard Business Review“. Sie und ihre Kollegen seien hierbei skeptisch gewesen – und hätten deshalb die Studie initiiert. 450 Männer und Frauen wurden dazu befragt.
Die Ergebnisse: 27 Prozent der Männer gaben an, Einzelgespräche mit Mitarbeiterinnen als Reaktion auf die MeToo-Debatte und wegen Angst vor Missverständnissen zu meiden. Jeder fünfte Mann stellt Frauen nur ungern für einen Job ein, bei dem eine enge Zusammenarbeit erforderlich ist, etwa bei Geschäftsreisen. Fast gleich viele würden eine attraktive Frau nur ungern einstellen. „Wenn Männer sagen: ,Ich werde Sie nicht einstellen, ich werde Sie nicht auf Reisen schicken, ich werde Sie von Aktivitäten ausschließen‘ – dann sind das Rückschritte“, kommentiert Co-Autorin Rachel Sturm, Professorin an der Wright State University.
Andere Ergebnisse der Studie stimmen indes positiver: 74 Prozent der Frauen gaben an, sich eher gegen Belästigung zu wehren. Knapp 80 Prozent der Männer seien sich potenziell unangemessenen Verhaltens am Arbeitsplatz bewusster.
Die Untersuchung zeigte auch, dass sexuelle Belästigung von beiden Geschlechtern gleich verstanden wird. „Die meisten Männer und Frauen wissen, was sexuelle Belästigung ist“, sagt Atwater. Die Annahme, dass Männer eben nicht wüssten, welche Taten belästigend seien, sei ebenso falsch wie das Vorurteil, dass Frauen aus einer Mücke einen Elefanten machten.