Zwei Zentimeter bleiben zwei Zentimeter
Frausein kommt Frauen teuer zu stehen. Das kann jede beim Einkauf nachrechnen. Niemand sollte das hinnehmen.
Er sollte scharf, praktisch und handlich sein: Die Anforderungen an einen Rasierer sind überschaubar. Greift man zu einem Rasierapparat mit dem Label „für Frauen“(häufig in der Farbe Rosa zu finden), zahlt man aber weitaus mehr als für das oft blau eingefärbte Pendant für Männer. Der Unterschied der Produkte ist marginal, jener des Preises aber erheblich.
Denn was den Frauen an der einen Stelle wegen niedrigerer Gehälter im Vergleich zu Männern fehlt, zahlen sie an anderer Stelle auch noch obendrauf. Eine Erhebung des Instituts für Höhere Studien belegte vor Kurzem: Im Schnitt zahlen Frauen bei Körperpflegeprodukten um neun Euro mehr pro Packung als Männer. 96 Prozent der Textilreinigungen in Österreich verrechnen für Bluse und Hemd unterschiedliche Preise, 87 Prozent der Friseursalons passen ihre Preise an Geschlechter an.
Auf den Köpfen der Frauen wird hier ein Paradebeispiel für ungleiche Behandlung ausgetragen. Dabei hat sich Österreich rechtlich und politisch dazu verpflichtet, Diskriminierung aufgrund des Geschlechts nicht zu dulden.
Im Drogeriemarkt können Frauen freilich selbst wählen, was sie kaufen. Da können sie ungeniert zum Produkt in jener Farbe greifen, in der es offensichtlich billiger ist. Nur an mancher Stelle haben Frauen keine Wahl. Beim Friseur lässt sich das Geschlecht nicht verbergen. Der Textilreinigung kann keine Bluse für ein Hemd verkauft werden.
Häufig ist das Argument zu hören, dass Männer ja öfter zum Friseur gingen als Frauen. Demnach kämen Männer aufs Jahr gerechnet auf die gleiche Summe an Geld, die Frauen für Schnitt und Farbe ausgeben. Doch darum geht es nicht. Zwei Zentimeter sind zwei Zentimeter. Ob diese nun bei Männerhaar oder Frauenhaar fallen, sollte keinen Unterschied machen.
Früher galt die Farbe Rosa übrigens als das „kleine Rot“und diese Farbe wiederum als die Signalfarbe der Männlichkeit. Folglich trugen Herrscher und Könige eine rote Stola, um Macht zu signalisieren. Mädchen zog man hingegen blaue Farben an, weil das die Farbe der Jungfrau Maria war. Da hätten die heutigen Marketingstrategen viel Arbeit, ihr Publikum umzupolen.
Doch wirklich wichtig in dieser Diskussion ist, dass Gesetze nicht nur geschriebene Worte sein dürfen und Verstöße geahndet werden müssen. Und das gelingt nur, wenn Frauen darüber reden und Ansprüche geltend machen. Männer wissen, wie das geht. Die meisten Anträge, die bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft im Bereich des sogenannten Gender Pricing eingehen, kommen von Männern: Wenn etwa Frauen zu Sportveranstaltungen, in Bars oder Diskotheken vergünstigten Eintritt erhalten.