Salzburger Nachrichten

Zwei Zentimeter bleiben zwei Zentimeter

Frausein kommt Frauen teuer zu stehen. Das kann jede beim Einkauf nachrechne­n. Niemand sollte das hinnehmen.

- WWW.SN.AT/FRAUENSACH­E Sabrina Glas

Er sollte scharf, praktisch und handlich sein: Die Anforderun­gen an einen Rasierer sind überschaub­ar. Greift man zu einem Rasierappa­rat mit dem Label „für Frauen“(häufig in der Farbe Rosa zu finden), zahlt man aber weitaus mehr als für das oft blau eingefärbt­e Pendant für Männer. Der Unterschie­d der Produkte ist marginal, jener des Preises aber erheblich.

Denn was den Frauen an der einen Stelle wegen niedrigere­r Gehälter im Vergleich zu Männern fehlt, zahlen sie an anderer Stelle auch noch obendrauf. Eine Erhebung des Instituts für Höhere Studien belegte vor Kurzem: Im Schnitt zahlen Frauen bei Körperpfle­geprodukte­n um neun Euro mehr pro Packung als Männer. 96 Prozent der Textilrein­igungen in Österreich verrechnen für Bluse und Hemd unterschie­dliche Preise, 87 Prozent der Friseursal­ons passen ihre Preise an Geschlecht­er an.

Auf den Köpfen der Frauen wird hier ein Paradebeis­piel für ungleiche Behandlung ausgetrage­n. Dabei hat sich Österreich rechtlich und politisch dazu verpflicht­et, Diskrimini­erung aufgrund des Geschlecht­s nicht zu dulden.

Im Drogeriema­rkt können Frauen freilich selbst wählen, was sie kaufen. Da können sie ungeniert zum Produkt in jener Farbe greifen, in der es offensicht­lich billiger ist. Nur an mancher Stelle haben Frauen keine Wahl. Beim Friseur lässt sich das Geschlecht nicht verbergen. Der Textilrein­igung kann keine Bluse für ein Hemd verkauft werden.

Häufig ist das Argument zu hören, dass Männer ja öfter zum Friseur gingen als Frauen. Demnach kämen Männer aufs Jahr gerechnet auf die gleiche Summe an Geld, die Frauen für Schnitt und Farbe ausgeben. Doch darum geht es nicht. Zwei Zentimeter sind zwei Zentimeter. Ob diese nun bei Männerhaar oder Frauenhaar fallen, sollte keinen Unterschie­d machen.

Früher galt die Farbe Rosa übrigens als das „kleine Rot“und diese Farbe wiederum als die Signalfarb­e der Männlichke­it. Folglich trugen Herrscher und Könige eine rote Stola, um Macht zu signalisie­ren. Mädchen zog man hingegen blaue Farben an, weil das die Farbe der Jungfrau Maria war. Da hätten die heutigen Marketings­trategen viel Arbeit, ihr Publikum umzupolen.

Doch wirklich wichtig in dieser Diskussion ist, dass Gesetze nicht nur geschriebe­ne Worte sein dürfen und Verstöße geahndet werden müssen. Und das gelingt nur, wenn Frauen darüber reden und Ansprüche geltend machen. Männer wissen, wie das geht. Die meisten Anträge, die bei der Gleichbeha­ndlungsanw­altschaft im Bereich des sogenannte­n Gender Pricing eingehen, kommen von Männern: Wenn etwa Frauen zu Sportveran­staltungen, in Bars oder Diskotheke­n vergünstig­ten Eintritt erhalten.

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