Wer waren die Bewohner dieser antiken Stadt?
Österreichische und tunesische Archäologen erforschen gemeinsam die römischen Reste von Abthugnos in Karthago.
Die antike römische Kleinstadt Abthugnos im Hinterland von Karthago ist bis jetzt wenig erforscht worden. Archäologen aus Österreich und Tunesien wollen das ändern. Ziel ist es, die Stadtanlage, deren Funktion und Bedeutung besser zu verstehen, wie das Österreichische Archäologische Institut (ÖAI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mitteilte.
Die antike Stadt Karthago lag nahe der heutigen Stadt Tunis im Norden von Tunesien. Diese gute Lage sicherte militärische und wirtschaftliche Dominanz. Denn an der Straße von Sizilien gelegen, hatte Karthago die Kontrolle über den Handel im Mittelmeerraum. Im Laufe von kriegerischen Auseinandersetzungen wurde Karthago zu einem Vasallenstaat des römischen Imperiums. In der Antike verlief in der Nähe von Abthugnos die Grenze zwischen der 146 vor Christus neu eingerichteten römischen Provinz Africa und dem Königreich Numidien. Unter Kaiser Hadrian wurde Abthugnos „municipium“, eine Landstadt mit Stadtrechten. Später war es auch Bischofssitz.
Im Landesinneren von Tunesien, am Rand eines Gebirges inmitten fruchtbarer landwirtschaftlicher Nutzflächen und Olivenhaine, arbeiten nun ein Team von Archäologen, ein Vermesser und eine Architektin des Österreichischen Archäologischen Instituts (ÖAI) in den Ruinen der antiken Stadt Abthugnos. Begleitet werden sie von tunesischen Kollegen der Denkmalschutzbehörde L’Institut National du Patrimoine de Tunisie. An der Oberfläche des Areals zeichnen sich die gut erhaltenen Reste des römischen Stadtzentrums ab. Zu sehen ist das Forum aus dem 2. Jh. nach Christus, das von einem Tempel und einer Markt- und Gerichtshalle umgeben ist. Doch wie fügt sich der zentrale Platz in das übrige Stadtbild von Abthugnos ein? Welche Funktionen erfüllte die Stadt? Wie fand die Versorgung statt? Wer waren ihre Einwohner und in welcher Beziehung standen sie zur nahen Großstadt Karthago? All das sind Fragen, auf die das interdisziplinäre Team in den nächsten drei Jahren Antworten finden möchte. Für die Erstellung der notwendigen Datengrundlagen, wie Stadtplan und Grundrisse der Gebäude, bedient man sich modernster Dokumentationsmethoden.
In diesem Frühjahr wurde dazu das komplette Stadtzentrum mithilfe eines 3D-Laserscanners erstmals seit seiner Freilegung dokumentiert. Weitere Untersuchungen, wie eine Drohnenbefliegung, werden folgen. Bis 2020 wird das Team detaillierte Untersuchungen an der Bausubstanz der Monumente durchführen, die unterschiedlichen Bauphasen identifizieren und umfassende Pläne und 3D-Rekonstruktionen erstellen.