Die Lade steht an einem neuen Platz
Ganz Ramingstein war am Samstag auf den Beinen und bereitete dem neuen Bürgermeister Günther Pagitsch ein fulminantes Fest.
RAMINGSTEIN. Es ist ein in Österreich einzigartiger Brauch: In Ramingstein hat der neu gewählte Bürgermeister Günther Pagitsch (SPÖ) von seinem Vorgänger Peter Rotschopf (ÖVP) die Gemeindelade übernommen. Das alles geschah am Samstag im Rahmen eines großen Festes, bei dem die einzelnen Vereine und Organisationen dem neuen Gemeindeoberhaupt mit zahlreichen Aufführungen ihre Wünsche und Erwartungen vorbrachten.
Dieser jahrhundertealte Brauch geht darauf zurück, dass es früher kein eigenes Gemeindeamt gegeben hat. Der Bürgermeister hatte also seine Amtsgeschäfte von zu Hause aus erledigt und Akten sowie Gemeindekassa in dieser Lade aufbewahrt.
Der ganze Ort war auf den Beinen, als das Festkomitee unter Bernhard Kendlbacher zum großen „Ladübertragen“gerufen hatte. 19 Vereine und Organisationen mit 15 Festwagen erwiesen dem neu gewählten Gemeindeoberhaupt die Ehre. Die Musikkapelle spielte ein eigenes „Pagitschlied“, das Stabführer Gerhard Müllner sang.
Viel zum Schmunzeln gab es bei der „Bauernhochzeit“der Landwirte, Trachtenfrauen und Jäger des Orts, die damit die Hochzeit von Günther Pagitsch mit seiner Manuela nachgestellt haben. Der junge Ramingsteiner Bürgermeister ist ein Bergbauernsohn und am Kraglerhof auf dem Mitterberg aufgewachsen.
Der Kameradschaftsbund nahm sich des Themas „Renovierung Wallfahrtskirche Maria Hollenstein“an, der USC Ramingstein, dessen Sektionsleiter Günther Pagitsch über viele Jahre gewesen war, lud zum Torwandschießen. Die Feuerwehr machte die Golfleidenschaft des neuen Bürgermeisters zum Thema, der Pfarrgemeinderat das Verkaufen von Versicherungen. Pagitsch ist beruflich Versicherungskaufmann. Allerdings ging es bei Pfarrer Manfred Thaler, der in diesem Sketch den Bürgermeister mimte, um die Vorteile einer Versicherungspolizze bei der Kirche.
Mit viel Applaus bedachten die Ramingsteiner auch die nächsten Inszenierungen: den Bandltanz durch die Landjugend, die Großfamilie am Kraglerhof mit dem Pensionistenverband und eine brillant spielende Wahrsagerin der Rot-Kreuz-Gruppe.
Vier Stunden lang wurde für Günther Pagitsch Theater gespielt, dann ging es ans Eingemachte: Seine Schuhe wurden von Schmied Markus Thalmann mit einem Hufeisen mit drei Nägeln beschlagen, gemäß den drei Katastralgemeinden Ramingstein, Mitterberg und Mignitz.
„Ich bin überwältigt von euren Darbietungen und spüre jetzt noch mehr Verantwortung, der ich aber gerecht werden will. Das verspreche ich“, verkündete Günther Pagitsch danach. Bei diesen Worten musste Mama Gretl hinter ihm ein paar Tränen vergießen. Jetzt übernahm der Bürgermeister von seinem Vorgänger Peter Rotschopf symbolisch die Gemeindeschlüssel. Die Musikkapelle geleitete ihn dann mit der Gemeindelade, in der alle Wünsche seiner Bürger aufbewahrt sind, zu seinem Haus, wo die Truhe nun ihren Platz gefunden hat.