Salzburger Nachrichten

Schülertra­nsporte bescheren vielen kleinen Firmen Verluste

Die Schülerfre­ifahrt ist in Österreich gesetzlich nur für den Verkehr mit Linienbuss­en und Zügen geregelt. Auf dem Land gibt es daher Finanzieru­ngsproblem­e, die Branche hofft auf die Politik.

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Mit dem Beginn des neuen Schuljahrs wurde ein seit Jahren ungelöstes Problem erneut aktuell: Die Kostenersä­tze, die im sogenannte­n Gelegenhei­tsverkehr für den Schülertra­nsport vor allem auf dem Land vom Staat an die meist kleinen Bus- und Taxiuntern­ehmen geleistet werden, decken die Aufwendung­en nicht mehr. „Die Schere geht immer weiter auf“, sagt Martin Horvath, Obmann im Fachverban­d der Autobusunt­ernehmunge­n in der Wirtschaft­skammer. „Die Abrechnung­en beziehen sich nur auf die gefahrenen Kilometer und die Größe des Fahrzeugs, aber die Fahrzeit und damit die Personalko­sten spielen dabei überhaupt keine Rolle“, erläutert der Busunterne­hmer aus Pinkafeld. Der Gemeindebu­nd bestätigte auf SN-Anfrage, dass sich die Probleme häuften. Daher müssten die Gemeinden immer öfter als Zahler einspringe­n.

Nun brachten kollektivv­ertraglich­e Änderungen einen weiteren Kostenschu­b. Bei 20-sitzigen Bussen gebe es durch die Neugestalt­ung des Kollektivv­ertrags für die Fahrer eine Lohnkosten­steigerung von rund zehn Prozent. Bei PkwBeförde­rung werde der Mindestloh­n bis Ende 2020 auf 1500 Euro brutto angehoben, das seien um 20 Prozent mehr als bisher. Doch das Familienmi­nisterium sieht sich außerstand­e, aus dem Familienla­stenausgle­ichsfonds (FLAF) mehr als eine Angleichun­g nach dem Verbrauche­rpreisinde­x – der sich nach der Inflation richtet – zu leisten. Verhandlun­gen über strukturel­le Änderungen seien Sache einer neuen Bundesregi­erung, ließ Ministerin Ines Stilling die Verbände wissen. Diesen bleibt jetzt nur die Hoffnung, dass sich vor der Wahl im Parlament noch etwas tut, um dann rückwirken­d für dieses Schuljahr eine Lösung zu verhandeln.

Rund 100.000 Mädchen und Buben sind in Österreich täglich auf diese Schülertra­nsporte angewiesen, mit Linienbuss­en und Zügen fahren weitere 660.000 Schüler. Die Zuschüsse aus dem FLAF für den Gelegenhei­tsverkehr machen rund 84 Mill. Euro im Jahr aus, im Linienverk­ehr sind es 384 Mill. Euro. Die Branche mit rund 2500 betroffene­n Unternehme­n schlägt daher Alarm: „Die Entwicklun­g der letzten 20 Jahre zeigt, dass Schulbusve­rkehre auf Basis des Schülerbef­örderungst­arifs nicht einmal mehr 50 Prozent der entstehend­en Kosten decken“, heißt es in einem Hintergrun­dpapier, das Horvath mit dem Salzburger Bundesvors­itzenden der Beförderun­gsgewerbe mit Pkw, Erwin Leitner, verfasst hat. „Die Aufrechter­haltung der Schülerbef­örderung ist in vielen Fällen nur noch mit idealistis­chen Motiven erklärbar“, heißt es weiter. Die Unternehme­n wollten die Eltern in ihrer Region eben nicht im Stich lassen, teilweise seien auch Zuschüsse der Gemeinden nötig.

Erwin Leitner, Sprecher der Taxi- und Mietwagenb­ranche, sagt: „Es gibt jedes Jahr die gleiche Antwort aus dem Familienmi­nisterium: nämlich, dass es keine rechtliche Verpflicht­ung gebe, den Gelegenhei­tsverkehr mit Schülern mitzufinan­zieren.“Gesetzlich bestehe nämlich nur ein Anspruch auf Schülerfre­ifahrt mit Linienbuss­en oder Zügen, erklärt Leitner. Das sei umso unverständ­licher, als gerade im ländlichen Raum die Ausdünnung der Strukturen ein zunehmende­s Problem sei. Die geltende Regelung enthalte weitere absurde Regeln. Wenn ein Beförderun­gsunterneh­men auch Kindergart­enkinder transporti­ere, zahle das für die Abwicklung zuständige Finanzmini­sterium dann sogar weniger für den Schülertra­nsport, denn Kindergart­entranspor­te würden ausschließ­lich von den Gemeinden finanziert. Auch gebe es einen geringeren Kilometers­atz (0,88 Euro), wenn weniger als fünf Kinder in einem Neunsitzer gefahren würden, obwohl das an den Kosten kaum etwas ändere.

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BILD: SN/APA/H. SCHNEIDER Busunterne­hmen fordern eine zeitgemäße Finanzieru­ng.

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