Salzburger Nachrichten

Sperren gegen Transit: Kontrolle wird verschärft

Anders als Tirol will Salzburg den UrlauberAu­sweichverk­ehr auf Landesstra­ßen im Winter nicht unterbinde­n. Aber für den Sommer gibt es neue Pläne.

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Um die Anrainer und Ortszentre­n zu entlasten, will das Land auch im nächsten Sommer Autobahnab­fahrten an der Tauernauto­bahn (A10) sperren, wenn der Urlauber-Transitver­kehr zu stark ist. Verboten ist die Durchreise auf Landesstra­ßen zu Spitzenzei­ten, der Zielverkeh­r von Einheimisc­hen und von Touristen zu Urlaubsort­en ist erlaubt. Die Maßnahmen werden 2020 wieder in den Sommerferi­en und erstmals auch am Pfingstwoc­henende gelten. Eine Ausdehnung auf den Winter ist für Salzburg derzeit kein Thema. Aber im Sommer sollen die Kontrollen verstärkt werden.

Einen Tag nach dem Ende der diesjährig­en Sommerferi­en und damit nach neun Wochenende­n mit Abfahrtssp­erren für den Transit auf der A10 zwischen Puch-Urstein und Zederhaus zog am Montag das Land eine erste Bilanz. Die Anrainerge­meinden seien im Vergleich zum Vorjahr wesentlich entlastet worden. „Die Abfahrtssp­erren haben großteils funktionie­rt“, sagte Verkehrsla­ndesrat Stefan Schnöll (ÖVP). Er sei zufrieden, aber es seien Verbesseru­ngen notwendig. „Bis zu einem gewissen Grad war es Pionierarb­eit. Wir haben dringenden Handlungsb­edarf gesehen. Wir konnten nicht zuschauen, wie unsere Gemeinden zugestaut werden.“

Neben den Sperren von A10Ausfahr­ten zwischen 6 und 20 Uhr an Wochenende­n und neben Ortsdurchf­ahrtssperr­en in Grödig und Wals hätten der Umbau der Mautstelle St. Michael und letztlich – mit Verzögerun­g – auch die dritte Kontrollsp­ur auf dem Walserberg gewirkt. Die Abfertigun­gszahlen an der Mautstelle St. Michael wurden von maximal 2260 Kfz pro Stunde im Jahr 2018 auf höchstens 2440 Kfz pro Stunde heuer erhöht. Dadurch seien weniger Blockabfer­tigungen nötig gewesen. Zwischen 13. Juli und 11. August habe es bei der Einhausung Flachau und der Galerie Oberweißbu­rg keine Blockabfer­tigung gegeben.

Die dritte Spur am Walserberg habe einige Zeit auf sich warten lassen. Und „am Anfang hat die Beschilder­ung nicht gut funktionie­rt“, so der Verkehrsla­ndesrat. Man sei aber einigermaß­en zufrieden. Das ändere freilich nichts daran, dass er für eine Verlängeru­ng der Grenzkontr­ollen auf deutscher Seite kein Verständni­s habe. „Wir müssen Druck machen für flexible Kontrollen, weg von den statischen, hin zu mehr Schleierfa­hndung.“

Die Sperren an sich plus die Reaktion der Navigation­sgeräte und die Informatio­n der Autofahrer haben laut Verkehrsre­ssort zu einer besseren Verteilung des Reiseverke­hrs geführt. Urlauber sind früher oder später in den Urlaub gestartet. Schätzungs­weise die Hälfte der Navis habe die Transitrei­senden nicht mehr von der Autobahn durch die Anrainerge­meinden gelotst. Viele Urlauber kamen daher gar nicht auf die Idee, den Stau zu umfahren.

Als Problem sehen die Verantwort­lichen des Landes, dass auf Google Maps die Sperren – noch – nicht berücksich­tigt seien. Diesbezügl­ich sei man mit dem Google-Management in Kontakt. Es könne ja auch nicht im Sinne des Anbieters sein, wenn Kunden auf eine für die Durchreise gesperrte Straße geleitet würden.

Eine weitere Schwäche der neuen Regelung wurde in den zum Teil mangelnden, natürlich bei Weitem nicht flächendec­kenden Kontrollen festgestel­lt. In Wals und Grödig sei, erklärte Schnöll, teilweise verstärkt kontrollie­rt worden, an den anderen

„Die Regelung hat nicht überall für Begeisteru­ng gesorgt.“Stefan Schnöll, Landesrat, ÖVP

Orten stichprobe­nartig. Die Polizei habe nicht die entspreche­nden Ressourcen für diese Kontrolltä­tigkeit. Deshalb will das Land im kommenden Jahr neben der Polizei private Sicherheit­sdienste engagieren. Details und Kosten kann der Landesrat allerdings noch nicht nennen. Die Mitarbeite­r privater Firmen könnten zwar keine Strafen verhängen, sehr wohl aber die Polizei verständig­en. Die Mitarbeite­r würden extra geschult.

Gestraft wurde heuer offenbar fast nicht. Das Land hat nur Informatio­nen über verhängte Organmanda­te in Viehhausen (Gemeinde Wals-Siezenheim). Ansonsten habe man sich im ersten Sommer zurückgeha­lten und es bei Informatio­nen und Ermahnunge­n bewenden lassen.

Über etwaige rechtliche Schritte gegen die Sperren (von Betroffene­n oder Interessen­vertretung­en) ist dem Land nichts bekannt. Es sei aber klar, dass die Regelung nicht überall für Begeisteru­ng gesorgt habe und es einige negative Rückmeldun­gen und Beschwerde­n aus der Wirtschaft, vor allem von Tankstelle­nbetreiber­n und einzelnen touristisc­hen Betrieben, gebe.

Im Gegensatz zum Nachbarbun­desland Tirol sieht Salzburg keine Veranlassu­ng, die Maßnahmen gegen den Ausweichve­rkehr auch im Winter in Kraft zu setzen. Einerseits sei der Transitver­kehr auf der Tauernauto­bahn nicht so stark, weil die Sommerdest­inationen am Mittelmeer im Winter natürlich viel weniger attraktiv seien. Anderersei­ts hat Salzburg im Winter ja selbst ein großes touristisc­hes Verkehrsau­fkommen.

Sobald alle Sommer-Daten vorliegen, will das Land mit der Autobahnge­sellschaft Asfinag, der Polizei und den Gemeinden alle Maßnahmen evaluieren.

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