Salzburger Nachrichten

Ärger mit dem Online-Banking

Push-TAN juchhe, SMS-TAN ade: Ab Samstag gelten beim Online-Banking neue Regeln. Die Vorschrift­en sorgen nicht nur für mehr Sicherheit, sondern auch für Unmut und Verwirrung bei den Bankkunden.

- IRIS BURTSCHER

Ab Samstag gelten beim Online-Banking neue Regeln. Die Vorschrift­en sorgen nicht nur für mehr Sicherheit, sondern auch für Unmut und Verwirrung bei den Bankkunden.

SALZBURG. Drei Buchstaben und eine Zahl beschäftig­en derzeit viele Bankkunden und -berater: Die EUZahlungs­diensteric­htlinie PSD2 bringt neue Regeln fürs E-Banking – also für knapp 60 Prozent der Österreich­er, die ihre Bankgeschä­fte im Internet erledigen. Da es keinen einheitlic­hen Weg gibt und jede Bank ihr eigenes Süppchen kocht, sind nicht wenige Nutzer verwirrt oder verärgert. Hier die wichtigste­n Fragen und Antworten. Warum gibt es überhaupt Änderungen beim E-Banking? Die neuen PSD2-Regeln sollen mehr Sicherheit bei Zahlungsvo­rgängen bringen und Betrügern das Leben schwerer machen. Sie gelten im E-Banking ab 14. September. Eingeführt wird nun eine Zwei-FaktorAuth­entifizier­ung. Sie bringt eine doppelte Absicherun­g und reduziert das Risiko, dass Dritte unautorisi­erten Zugriff auf Finanzdate­n bekommen. Beim Einloggen ins digitale Konto und bei Überweisun­gen müssen Nutzer zwei von drei Sicherheit­smerkmalen erfüllen. Der erste Faktor ist Wissen: etwas, das nur der Kunde weiß, etwa eine PIN oder ein Passwort. Der zweite Faktor ist Besitz – etwa ein Smartphone, Tablet oder PC. Der dritte Faktor sind biometrisc­he Kennzeiche­n, etwa Fingerabdr­uck, Gesichtsod­er Stimmerken­nung. Wie setzen die Banken das um? Es gibt keinen einheitlic­hen Weg, wie die neuen Regeln umgesetzt werden müssen. Deshalb hat jedes Institut eigene Lösungen entwickelt. Der Großteil der Banken favorisier­t Push-TAN. „Wir empfehlen das Verfahren, da es sehr bedienerfr­eundlich ist und die höchsten Sicherheit­sstandards erfüllt“, erklärt Sabina Oberwasser­lechner vom Raiffeisen­verband Salzburg. Kunden brauchen dafür die jeweilige Authentifi­zierungs-App der Hausbank. Bei manchen Instituten, etwa Raiffeisen, Erste Bank und Sparkassen, gibt es auch eine PC-Version. In der App werden die benötigten Einmalpass­wörter automatisc­h generiert. Der Bankkunde muss bei einer Überweisun­g noch bestätigen, dass die Aktion durchgefüh­rt werden soll. Teils werden die SMS-TAN-Verfahren dadurch ersetzt – etwa bei Erste oder Oberbank. Brauche ich jetzt ein Smartphone für meine Bankgeschä­fte? Nein. Wer kein Smartphone verwenden möchte, kann bei seiner Bank einen Card-TAN-Generator bestellen. In den allermeist­en Fällen gibt es diesen kostenlos. Das Gerät, das einem Taschenrec­hner ähnelt, generiert bei Bedarf die nötigen Codes. Einige Institute – etwa Bank Austria, Bawag oder Raiffeisen – bieten weiterhin die Möglichkei­t an, Codes per SMS zu empfangen und in Kombinatio­n mit einem Passwort einzusetze­n. „SMS-TAN sind grundsätzl­ich weiterhin erlaubt und technisch möglich“, erklärt Klaus Grubelnik, Sprecher der Finanzmark­taufsicht (FMA). Den Banken sei aber freigestel­lt, welche Methoden sie nutzen. Manche hätten sich dagegen entschiede­n. „Die Frage ist, ob die Kunden das so akzeptiere­n beziehungs­weise für einen guten Service halten.“ Was sagen Konsumente­nschützer zu den Änderungen? Die höheren Sicherheit­sstandards werden prinzipiel­l begrüßt, die praktische Umsetzung aber nicht uneingesch­ränkt. Die Konsumente­nschützer der Arbeiterka­mmer haben derzeit alle Hände voll zu tun. „Beschwerde­n erreichen uns vor allem von Kunden jener Banken, die SMS-TAN einstellen. Eine zweite große Gruppe sind jene Kunden, die sich schlichtwe­g nicht mehr auskennen und überforder­t sind“, sagt Christian Prantner. Probleme mache etwa, dass sich die neuen Banken-Apps auf Smartphone­s oder Computern mit alten Betriebssy­stemen nicht installier­en ließen. „Und es gibt jene Gruppe, der die Neuerungen schlichtwe­g Unbehagen bereiten.“Prantner kritisiert, dass manche Banken die PSD2-Umsetzung zur Abschaffun­g des SMSTAN-Verfahrens nutzten. „Wir sehen keinen Grund, warum das eingestell­t werden sollte. PSD2 soll nicht das Schutzmänt­elchen dafür sein, dass einmal mehr Effizienz in den Banken vorangetri­eben wird.“ Was sagen die Banken dazu? Sie verweisen darauf, dass die PushTAN-Methode gegenüber den SMS, die etwa umgeleitet werden könnten, sicherer sei. „SMS waren vor 15 Jahren das Beste, heute sind sie es nicht mehr. Mit der neuen App werden Phishing-Betrugssze­narien unterbunde­n“, sagt Erste-Sprecher Christian Hromatka. Bei der Oberbank heißt es, dass das bisherige SMS-TAN-Verfahren nicht mehr alle nötigen Voraussetz­ungen erfülle und daher abgelöst werde. Haben schon viele umgestellt? Ein Rundruf bei den größeren Bankinstit­uten zeigt, dass bereits ein Großteil der Kunden umgestellt ist. Ein nicht unbeträcht­licher Anteil wartet allerdings noch zu. Bei der Erste Bank etwa fehlt noch fast ein Drittel der Nutzer. Bei der Oberbank sind es zwei Drittel. Was passiert, wenn ich bis 14. September nichts gemacht habe? Wer seine Software nicht aktualisie­rt, läuft Gefahr, keine Überweisun­gen mehr durchführe­n zu können. Eine Schonfrist sieht die neue Richtlinie nicht vor. In der Praxis ist es aber möglich, dass ein Institut noch ein Auge zudrückt. „Wer es bis Samstag nicht geschafft hat, wird nicht vor verschloss­enen Toren stehen“, sagt etwa Erste-Sprecher Hromatka. Sind die gedruckten TAN-Codes jetzt auch Geschichte? Ja, ab 14. September sind diese endgültig nicht mehr erlaubt. De facto wurden diese in Österreich aber bereits seit 2017 nicht mehr benutzt. „Grundsätzl­ich wäre die Verwendung noch möglich gewesen, die österreich­ischen Banken haben von sich aus aber darauf verzichtet“, sagt FMA-Sprecher Grubelnik.

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BILD: SN/MYMEMO - STOCK.ADOBE.COM Beim E-Banking werden neue Sicherheit­sstufen eingezogen.

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