Wirtschaftsmotor Luftfahrt
In 20 Jahren werden doppelt oder drei Mal so viele Menschen mit dem Flugzeug reisen wie heute. Das Wachstum wird großteils auf Asien entfallen – und soll möglichst klimaschonend ausfallen.
Der weltweite Luftfahrtverband IATA unterstreicht die hohe Bedeutung der Luftfahrt für die Wirtschaft eines Landes. In Österreich etwa hängen 35.000 Arbeitsplätze direkt an der Luftfahrt, in dem Bereich entsteht eine Wertschöpfung von 2,8 Mrd. Euro.
Rechnet man noch indirekte Effekte durch Zulieferer und Tourismus dazu, dann sichert die Luftfahrt insgesamt knapp 100.000 Jobs in Österreich und sorgt für eine Wertschöpfung (brutto) von 7,6 Mrd. Euro, besagt eine IATA-Studie. In Summe macht das 2,1 Prozent des heimischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Zudem sei Luftfahrt eine unverzichtbare Stütze für den gesamten Außenhandel.
Das Wachstumspotenzial der Branche sei ungebrochen, sagt IATA-Expertin Kate Markhvida. Die Nachfrage nach Flugreisen werde sich in den nächsten 20 Jahren voraussichtlich verdoppeln, demnach würden im Jahr 2038 rund 8,1 Milliarden Passagiere eine Flugreise unternehmen. Je nach internationaler Entwicklung könnte das Wachstum auch geringer oder auch deutlich höher ausfallen. „Setzt sich der Trend zur Globalisierung weiter fort, dann könnte sich die Zahl der Passagiere auch verdreifachen“, sagt Markhvida.
Dem gegenüber nimmt sich das erwartete Plus für die Luftfahrt in Österreich mit 26 Prozent bis 2038 gering aus, das entspricht einem jährlichen Zuwachs von 1,2 Prozent. Österreich aber drohe im internationalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Das zeigt eine aktuelle IATA-Untersuchung über die „Konnektivität“, die die Anbindung an große Luftfahrtzentren misst und vergleicht (gemessen an der Zahl der Sitzplätze in die wichtigsten Flugdrehkreuze). Die IATA-Ökonomin sieht einen direkten Zusammenhang zwischen der Anbindung an den internationalen Flugverkehr und der künftigen Wirtschaftsentwicklung eines Landes.
Bei entsprechenden Maßnahmen zur Förderung der Luftfahrt könnten bis 2038 in Österreich 14.000 Arbeitsplätze zusätzlich entstehen, die Wirtschaftsleistung würde um knapp vier Milliarden Euro zulegen. Voraussetzungen dafür wären allerdings die vollständige Abschaffung der Luftverkehrsabgabe, kostengünstigere Flugsicherungsdienste sowie technologische Verbesserungen beim Transport von Passagieren und Fracht.
Der überwiegende Teil des künftigen Wachstums der Luftfahrtbranche wird in Asien stattfinden, allen voran in China, das die USA als größten Airline-Markt ablösen wird, gefolgt von Indien, Indonesien, Japan und Thailand. Überhaupt werden 2038 sechs der zehn wichtigsten Luftfahrtmärkte in Asien zu finden sein und somit die starke Stellung Europas ablösen.
Im Zusammenhang mit der Klimadebatte warnt die IATA vor einer zu einseitigen Betrachtung. Zur Erreichung der Pariser Klimaziele wolle die Flugfahrtindustrie ihre CO 2-Emissionen bis 2050 auf 50 Prozent des Werts von 2005 senken, sagt IATA-Sprecher Chris Goater. Wesentlich sinnvoller als neue Steuerbelastungen wäre etwa die Entwicklung innovativer Antriebssysteme. Die Luftfahrt will ihre CO2Emissionen künftig durch das Kompensationsprogramm „Corsia“ausgleichen. Emissionsfreies Fliegen mit Stromantrieb wird frühestens in 20 Jahren möglich sein, bis dahin setzt die Branche auf Biotreibstoffe oder gemischte Antriebsformen.
„E-Flugzeuge frühestens in 20 Jahren.“