Junge Graugänse brauchen soziale Netzwerke
Die spätere Rolle der Gans in einer Gruppe könnte Resultat ihres anfänglichen Status sein.
Vernetzt zu sein ist nicht nur bei Menschen ein Muss. Ein Team um die Verhaltensbiologen Didone Frigerio und Georgine Szipl von der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle der Universität Wien untersuchte bei Graugänsen, wie sich die Eingliederung in die Gruppe auf die Physiologie, die aggressiven Auseinandersetzungen und die Fitness auswirkt. Fazit: Der soziale Kontext in frühen Lebensphasen hat langfristige Effekte auf die Tiere. Das gab die Universität Wien bekannt.
Die Gruppengröße bei Graugänsen variiert über den Jahresverlauf: Im Herbst schließen sich die Gänse zu einer großen Schar zusammen, zum Ende des Winters lösen sich die Paare zur Paarungszeit von der Schar und bleiben auch während und nach der Brutzeit zu zweit zusammen. Unverpaarte Tiere verbleiben hingegen in größeren Gruppen zusammen. Junge Graugänse müssen sich im Herbst mithilfe ihrer Eltern in die Winterschar integrieren. Hier zwei Ergebnisse: Einjährige Gänse vernetzten sich stärker als zwei- und dreijährige jugendliche Tiere. Je größer die soziale Vernetzung zwischen den Vögeln war, desto höher war auch die Zahl der aggressiven Auseinandersetzungen. „Das könnte die Folge einer Rangordnung sein, die sich im Herbst und Winter zwischen den Gruppenmitgliedern bildet“, erklärt Didone Frigerio. Die Forscher fanden auch heraus, dass Gänse, die stärker vernetzt waren, früher Brutversuche unternahmen als weniger stark vernetzte Individuen. Und sie hatten einen höheren Bruterfolg, also mehr flügge Kücken. Diese Untersuchung war dank der langjährigen Beobachtung möglich, die seit über 20 Jahren an der Konrad-Lorenz-Forschungsstelle in Grünau durchgeführt wird.