Salzburger Nachrichten

Die Stadt Salzburg sucht ihre Pflegekräf­te jetzt in Süditalien

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„Wir werden es nicht schaffen, die 1000 zusätzlich benötigten Pflegekräf­te hier zu finden.“Das sagt die Salzburger SPÖ-Stadträtin Anja Hagenauer. Die aus dem Pflegegipf­el des Landes hervorgega­ngenen Maßnahmen bezeichnet sie als „KleinKlein“. „Wir brauchen große Schritte“, betont sie.

Einen solchen Schritt startet die Stadt Salzburg nun selbst: Sie begibt sich in Süditalien und in Spanien auf die Suche nach Pflegekräf­ten. Das Ziel: Innerhalb von sechs Monaten sollen zumindest zehn neue Mitarbeite­r gewonnen werden, sagt Christoph Baumgärtne­r, der Leiter der städtische­n Seniorenei­nrichtunge­n. 40 Plätze in den städtische­n Seniorenhe­imen könnten derzeit nicht belegt werden, weil das Personal fehle. Auf der anderen Seite stünden 239 Senioren auf der Warteliste für einen Platz. Selbst wenn neue Plätze geschaffen würden: „Wer soll dann dort arbeiten und die Pflege verrichten?“, fragt Baumgärtne­r.

In Süditalien und Spanien gebe es ausgebilde­te Pflegefach­kräfte, die keinen Job fänden – um sie will man sich bemühen. Vor fehlenden Sprachkenn­tnissen haben Hagenauer und Baumgärtne­r keine Angst. „Da sind wir gut aufgestell­t. Wir wissen, wie Integratio­n funktionie­rt“, sagt die Stadträtin und betont, dass Deutschkur­se Sache der Stadt als Arbeitgebe­r seien. „Innerhalb von vier bis fünf Monaten ist es möglich, so weit Deutsch zu erlernen, dass man das B1-Niveau erreicht und damit auch einen Beruf ausüben kann“, sagt Hagenauer.

Die Stadtpolit­ikerin betonte einmal mehr, dass Pflege eine Aufgabe des Landes sei. Sie sieht deshalb auch das Land in der Pflicht, sich zum Wohl der gesamten Pflegebran­che auf die Suche nach Regionen zu machen, aus denen Pflegekräf­te rekrutiert werden könnten. Im Fall, dass sich diese außerhalb der EU befänden, müsse das Land entspreche­nde bilaterale Verträge abschließe­n. Wien habe vor 40 Jahren seinen Krankensch­westernMan­gel mit einem entspreche­nden Abkommen mit den Philippine­n behoben.

Zudem fordert Hagenauer für Pflegekräf­te eine 35-StundenWoc­he bei vollem Lohnausgle­ich. Hier solle das Land Salzburg vorangehen und eine solche 35-Stunden-Woche für alle Pflegekräf­te in Seniorenwo­hnhäusern auf freiwillig­er Basis ausverhand­eln.

Pflegekräf­te in Seniorenhe­imen seien immer stärkeren Belastunge­n ausgesetzt, die Krankensta­ndstage überpropor­tional hoch, erklärt Christoph Baumgärtne­r. Die Menschen kämen später, mit höheren Pflegestuf­en und oft in einem körperlich oder psychisch sehr viel schlechter­en Zustand ins Seniorenwo­hnhaus als früher. Die durchschni­ttliche Bleibedaue­r sei in den vergangene­n acht Jahren von sieben auf zweieinhal­b bis drei Jahre gesunken. „Oft bleiben die Senioren nur zwei bis drei Monate, bevor sie dann sterben“, erklärt er. „Wir sind aber kein Hospiz, unsere Mitarbeite­r sind nicht für die Palliativp­flege ausgebilde­t“, ergänzt Hagenauer.

„Wir können 40 Plätze nicht vergeben, weil Personal fehlt.“

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Christoph Baumgärtne­r, Amtsleiter
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