Salzburger Nachrichten

Samstags spielen die Glocken Zwölftonmu­sik

In Mittersill pflegt das KomponistI­nnenforum das Andenken des Komponiste­n Anton Webern.

- Informatio­nen: WWW.KOFOMI.COM bzw. WWW.ANTON-WEBERN-WEG.AT

Außerhalb größerer Städte hört man zeitgenöss­ische Musik wie die von Anton Webern selten. Eine Ausnahme ist Mittersill. Der Grund dafür ist, dass der Komponist, der ein Schüler von Arnold Schönberg war, am 15. September 1945 in Mittersill irrtümlich von einem US-Soldaten erschossen worden ist. Die Familie hatte sich wegen der Kriegshand­lungen einige Monate davor aus Wien in Sicherheit gebracht.

Um Weberns Todestag – heuer von 14. bis 20. September – findet seit 23 Jahren das KomponistI­nnenforum Mittersill (kofomi) statt, um das Andenken des Musikers hochzuhalt­en und zeitgenöss­ische Musik unter die Menschen zu bringen. Künstler tauschen sich aus und experiment­ieren, wobei auch die Schüler des BORG Mittersill einbezogen werden. Und als Aufführung­sorte dienen unter anderem die Schule, das Felberturm­museum und die Moschee.

Die Musik ist trotz freien Eintritts nicht unbedingt eine, die die Massen anzieht. So beschreibt der Gründer und Leiter des kofomi, Wolfgang Seierl, die Gruppe „El Riad. Im Innkreis“, die am Samstag im Kino auftritt, als „Improvisat­ionsensemb­le, das konsequent jenseits des Musikmarkt­es agiert“. „Aber es gibt Fans“, sagt die ehemalige grüne Gemeindeve­rtreterin und BORGLehrer­in Renate Holzer. Sie hat sich für einen Anton-WebernThem­enweg eingesetzt, der am Sonntag eröffnet wird. Die inhaltlich­e Verantwort­ung hatte der aus Mittersill stammende Musikwisse­nschaftsst­udent „Christa“Fuchs. An neun Stationen, die an Orten mit einem Webern-Bezug – zum Beispiel seinem Wohnhaus – stehen, erfährt man etwas über den Komponiste­n und hört auch Musik. Man braucht dazu ein Smartphone, um die QR-Codes lesen zu können. Und jeden Samstag von 10 bis 12 Uhr ist alle 15 Minuten auf dem Stadtplatz Zwölftonmu­sik von einem computerge­nerierten Glockenspi­el zu hören. Es handelt sich um Weberns unvollende­tes Opus 32, das jedes Mal anders ist.

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BILD: SN/ANTON KAINDL Bgm. Wolfgang Viertler, „Christa“Fuchs und Renate Holzer bei der ersten Station des WebernThem­enwegs auf dem Stadtplatz.
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