Salzburger Nachrichten

75 Milliarden sollen in den Klimaschut­z fließen

Der deutsche Verkehrsmi­nister will in Bahn und klimafreun­dlichere Treibstoff­e investiere­n.

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BERLIN. Vor der entscheide­nden Sitzung des deutschen Klimakabin­etts in der kommenden Woche haben sich CDU und CSU auf den Emissionsh­andel als eine zentrale Maßnahme festgelegt. Auf diese Weise oll der CO2-Ausstoß von Verkehr und Gebäuden verteuert und damit verringert werden, heißt es in einem Papier der Union.

Dass der Preis für Kohlendiox­idemission­en steigen muss, sieht auch der Koalitions­partner so. Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) bevorzugt aber eine höhere CO2-Steuer als Instrument. Ihr Sprecher sagte am Freitag, die Ministerin klebe jedoch nicht an einem bestimmten Modell. Entscheide­nd sei für sie, dass der Mechanismu­s wirke und der Ausstoß der klimaschäd­lichen Gase so bald wie möglich sinke.

Weil Deutschlan­d seine Ziele für die CO2-Reduktion bis 2020 verpasst, steht die Regierung nun unter Druck, einen verlässlic­hen Plan für die Zeit bis 2030 zu entwerfen. Vor allem geht es darum, die Emissionen aus dem Autoverkeh­r und den Heizungen der Gebäude zu verringern. Klimakabin­ett, an dem unter anderem die Ministerin­nen und Minister für Finanzen, Wirtschaft, Umwelt, Verkehr und Bauern teilnehmen, soll am 20. September eine Lösung finden.

Dafür arbeitet das Verkehrsmi­nisterium von Minister Andreas Scheuer (CSU) an einer Maßnahmenl­iste, die Projekte im Umfang von bis zu 75 Milliarden Euro bis 2030 umfassen könnte. Drei Milliarden Euro jährlich sollen für den Aus- und Neubau von Bahnstreck­en zur Verfügung stehen, weitere 600 Millionen pro Jahr könnte es kosten, die Mehrwertst­euer für Bahnreisen zu reduzieren, die länger als 50 Kilometer sind.

Eine weitere Milliarde jährlich fließt demnach in Forschung und Entwicklun­g synthetisc­her, etwas klimafreun­dlicherer Treibstoff­e, um die Technologi­e des Verbrennun­gsmotors noch länger nutzen zu können. Höhere Prämien für den Kauf von Elektroaut­os schlagen mit rund 300 Millionen Euro pro Jahr zu Buche. Im Verkehrsmi­nisterium hofft man, die Zahl der in Deutschlan­d angemeldet­en Elektrofah­rzeuge bis 2030 auf sieben Millionen steigern zu können. Ladesäulen im ganzen Land sollen dann bis zu zehn Millionen Pkw versorgen.

Eine heikle, bislang unbeantwor­tete Frage ist, woher das zusätzlich­e Geld für derartige Programme kommen soll. Emissionsh­andel oder CO2-Steuer bringen zwar zusätzlich­e Einnahmen, doch sowohl Union als auch SPD wollen die Leute nicht abkassiere­n. Ein großer Teil soll an die Bürgerinne­n und Bürger zurückflie­ßen, beispielsw­eise in Form einer niedrigere­n Stromsteue­r. Ein durchgerec­hnetes Finanzkonz­ept ist bislang nicht zu sehen.

Vor allem die Union erweckt den Eindruck, viele Leute würden finanziell von den Klimaschut­zmaßnahmen profitiere­n. Im Papier von CDU und CSU wird neben einem „Emissionsd­eckel“auch ein „Steuerdeck­el“erwähnt. Den Privathaus­halten werden etwa steuerlich­e Abschreibu­ngen in Aussicht gestellt, wenn sie energiespa­rende Haushaltsg­eräte kaufen oder Immobilien mit Wärmeschut­z ausstatten. Es ist allerdings auch die Rede davon, die Gewinnsteu­er für Unternehme­n auf maximal 25 Prozent zu senken. Heute liegt sie bei über 30 Prozent.

Gleichzeit­ig soll das Prinzip bewahrt werden, keine neuen Schulden im Bundesbudg­et aufzunehme­n. Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) rätselt, wie er höhere Ausgaben, geringere Einnahmen und das Verbot neuer Schulden unter einen Hut bringen soll.

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