Krimidebüt um Organhandel: Wie hoch ist der Preis des Lebens?
WIEN. Wenn auf dem Zentralfriedhof ein Sarg versehentlich vom Transportwagen kippt und statt einer gleich zwei Leichen auf dem kalten Friedhofsboden landen, schrillen alle Alarmglocken bei der Wiener Polizei. Noch dazu, da die offensichtlich dazugelegte Leiche übel zugerichtet wurde. Von einem Profi. Bald ist klar: Wer immer dem jungen Mann Organe entnommen hat, um ihn danach vermeintlich diskret im Sarg einer alten Dame zu entsorgen, war ein geübter Chirurg.
Hier kommt in „Der Preis des Lebens“, dem Krimidebüt von Bernhard Kreutner, Michael Lenhart ins Spiel. Degradierter Polizist, seit er dem Kabinettschef der Innenministerin in aller Öffentlichkeit eine Ohrfeige verpasst hat – und ganz und gar nicht unglücklich darüber. Zugleich Aristoteles-Fan mit herbem Wiener Charme und einem Faible für seine neue Kollegin, die auch nicht auf den Mund gefallen ist. Dass die beiden mit dem heiklen Fall betraut werden, ist erst dem Zufall geschuldet, später der erforderlichen Diskretion: Denn das Netzwerk der Organräuber spannt sich über ganz Europa und reicht bis in höchste Geheimdienstebenen. Da ist es besser, kein Aufsehen zu erregen und den Nachrichtendienst glauben zu lassen, dass man die Ermittlungen in Wien nicht wirklich ernst nimmt. Das Ermittlerduo kommt aber mit Hilfe einer Hackerin, der Rückendeckung der Ministerin und des Bundesheeres dahinter, wie die Täter an ihre Opfer kommen: über Gesundheitsdaten der Krankenkassen, die alle auf „sicheren“Servern liegen. Meldet sich ein reicher Kranker bei den Tätern, wird die Suchmaschine angeschmissen, um einen passenden Spender zu finden – der kaltblütig ermordet wird.
Kreutners Debüt liest sich wie einer der skandinavischen Krimis, die seit Jahren reißenden Absatz finden – und kann mit den meisten locker mithalten. Auch wenn das Ärztepaar, das mit dem Organraub das große Geschäft macht, etwas holzschnittartig bleibt und man sich wünschen würde, mehr über seine Hintergründe zu erfahren. Das Böse ist immer und überall, aber wie wird man zum Massenmörder? Zum Glück weiß man Seite für Seite mehr über das Ermittlerduo und fiebert mit – hoffentlich einer morbiden Fortsetzung entgegen.