Salzburger Nachrichten

100 Jahre Teilung Tirols

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Am 10. September 1919 wurde im Vertrag von Saint Germain die Teilung Tirols beschlosse­n. Die Brennergre­nze sei aus „militärgeo­grafischen Gründen“unverzicht­bar für Italien gewesen. Punkt!

Die dramatisch­en Auswirkung­en der Teilung auf die deutschspr­achige Bevölkerun­g Südtirols sind hinlänglic­h bekannt und sollten als Mahnmal nationalis­tischen Gedankengu­ts verstanden werden und in Erinnerung bleiben. Das mühsam ausverhand­elte Autonomies­tatut zum einen, aber insbesonde­re auch der Beitritt Österreich­s zur EU (1995) führt in den Folgejahre­n zu einer vorbildlic­hen wirtschaft­lichen und kulturelle­n Entwicklun­g in einem durch das Schengenab­kommen ermöglicht­en grenzenlos­en Europa. Allerdings werden derzeit aus unterschie­dlichsten Beweggründ­en – die massive Migrations­bewegung von 2015 kann wohl nicht mehr der Anlass sein – an den Grenzen zu unseren Nachbarn (Italien, Bayern, Ungarn, Slowenien) wieder Grenzkontr­ollen durchgefüh­rt. Was mit dem Schengenab­kommen in jahrelange­m, behutsamem Aufbau geschaffen wurde, droht hier aufgrund nationaler Profilieru­ngsbestreb­ungen geopfert zu werden. In den Verhandlun­gen um einen wirksamen EU-Außengrenz­schutz kommt man aufgrund nationaler Egoismen nicht wirklich voran. Einzig mögliche Konsequenz daraus kann nur eine gemeinsame Außen-, Sicherheit­s-, Verteidigu­ngs- und Umweltpoli­tik in der Europäisch­en Union sein. Vielleicht wird dies mit der neu bestellten Kommission und dem neu gewählten EU-Parlament in absehbarer Zeit möglich? Ernst Maier, 6395 Hochfilzen

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