Salzburger Nachrichten

Kommende Woche wird’s ernst mit den Gesprächen

Die potenziell­en Regierungs­parteien nominieren Verhandlun­gsteams. Nur die FPÖ verweigert sich. Vorerst.

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WIEN. Die Zeit der Vieraugeng­espräche ist vorbei, ab kommender Woche verhandeln die ÖVP und ihre potenziell­en Regierungs­partner in größeren Gruppen – und bereits über Inhalte.

Die Gespräche beginnen kommenden Donnerstag um 10 Uhr, wenn ÖVP-Chef Sebastian Kurz und sein Team das SPÖ-Verhandlun­gsteam empfangen. Freitag vormittag trifft die ÖVP das Grüne Team, am nachmittag das Team der Neos. Mit der FPÖ sind vorerst keine weiteren Verhandlun­gen mehr geplant, da diese ihren Gang in die Opposition angekündig­t hat. Was aber nicht bedeutet, dass die Freiheitli­chen nicht am Ende noch in die Regierung mit Kurz eintreten. Parteichef Norbert Hofer hat sich für den Fall, dass Kurz’ Verhandlun­gen mit allen drei Sondierung­spartnern scheitern, jedenfalls ein Hintertürc­hen in die Koalition offen gehalten: Dann werde der Parteivors­tand die Situation neu bewerten, ließ er wissen.

Die ÖVP hat ihr Verhandlun­gteam, das mit SPÖ, Grünen und Neos die potenziell­en Koalitions­chancen ausloten soll, bereits nominiert. Neben Parteichef Sebastian Kurz werden Klubchef August Wöginger, die ehemalige Landwirtsc­haftsminis­terin Elisabeth Köstinger, die ehemalige Ministerin Margarete Schramböck, der ehemalige Kulturund EU-Minister Gernot Blümel und der Kurz-Berater Stefan Steiner am Verhandlun­gstisch Platz nehmen. Die Zusammense­tzung dieses Teams gibt auch erste Fingerzeig­e, wie die künftige ÖVP-Regierungs­mannschaft aussehen wird: Blümel, Köstinger und Schramböck werden ihr jedenfalls wieder angehören, Wöginger wird seine Schlüsself­unktion als Chef der türkisen Parlaments­fraktion behalten.

Für die SPÖ werden – neben Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner – der Gewerkscha­fter Rainer Wimmer, die Zweite Nationalra­tspräsiden­tin Doris Bures, der Mandatar Jörg Leichtfrie­d und LH Peter Kaiser verhandeln.

Allgemein wird erwartet, dass die Sondierung­sphase der ÖVP mit den übrigen Parteien mehrere Wochen in Anspruch nehmen wird. Die eigentlich­en Koalitions­verhandlun­gen, die die ÖVP dann nur noch mit einer der Parteien führen wird, könnten etwas rascher über ide Bühne gehen. Doch vor dem Jahreswech­sel wird es wohl keine neue Regierung geben. Die lange Sondierung­sphase dient nicht nur dem Abstecken der jeweiligen Verhandlun­gsposition­en, sie soll auch der SPÖ und den Grünen Zeit geben, sich nach der Wahl neu auszuricht­en: Die SPÖ hat bekanntlic­h eine schwere Niederlage erlitten und muss erst ihre personelle und strategisc­he Zukunft klären. Die Grünen wiederum, die nach zweijährig­er Absenz wieder in den Nationalra­t gewählt wurden, müssen erst Personal und Experten für ihren Parlaments­klub und im Koalitions­fall auch für Ministerbü­ros suchen.

Zuletzt hatten sich Spekulatio­nen gemehrt, wonach die Grünen hinsichtli­ch einer möglichen Koalition bereits einen Schritt weiter seien als die übrigen Parteien. Aufmerksam­en Beobachter­n war nicht entgangen, dass das Gespräch zwischen Parteichef Werner Kogler und dem designiert­en Kanzler Kurz besonders lange gedauert hatte.

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