Salzburger Nachrichten

Nobelpreis für mehr Frieden in Afrika

Äthiopiens Ministerpr­äsident Abiy Ahmed krempelt sein Land um und versöhnt rivalisier­ende Nachbarn.

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Nicht Greta Thunberg, sondern Abiy Ahmed. Der diesjährig­e Friedensno­belpreis geht an den äthiopisch­en Ministerpr­äsidenten, weil er im Juli 2018, kurz nach seinem Amtsantrit­t, den rund 20 Jahre währenden Grenzkonfl­ikt mit dem Nachbarlan­d und Erzfeind Eritrea durch ein Friedensab­kommen beendet hat.

Der Konflikt forderte Zehntausen­de Todesopfer und setzte enorme Flüchtling­sströme auch nach Europa in Gang. Zudem verschlang er Unsummen für die Aufrüstung beider Länder, die zu den ärmsten Nationen der Welt zählen.

„Frieden erreicht man nicht durch die Taten einer einzelnen Person. Abiy Ahmed bekommt den Preis, weil er eine Hand in Richtung von Eritreas Präsidente­n Isaias Afewerki ausgestrec­kt hat und der sie ergriffen hat“, sagte die Vorsitzend­e der Nobelpreis­jury, Berit Reiss-Andersen, am Freitag in Oslo. Der Preis ehre auch alle anderen Akteure, die in Äthiopien sowie Ost- und Nordostafr­ika für „Frieden und Versöhnung arbeiten“, betonte sie. Der 43jährige Nobelpreis­träger habe auch maßgeblich zur Befriedung anderer Teile Afrikas durch Vermittlun­g beigetrage­n. So unterstütz­te Abiy Ahmed den politische­n Wandel im Sudan und vermittelt­e im Konflikt zwischen Kenia und Somalia.

Äthiopien ist ein Vielvölker­staat, der lang autoritär geführt wurde und unter zahlreiche­n Konflikten zwischen den verschiede­nen Ethnien litt. Abiy Ahmed habe wichtige Reformen eingeleite­t und gebe nun den Bürgern seines Landes „Hoffnung auf ein besseres Leben“, beschied die Jury. Er hat Tausende politische Gefangene begnadigt, die Zensur abgeschaff­t, opposition­elle Gruppen legalisier­t, korrupte Führer in Militär und Zivilgesel­lschaft entlassen und, so heißt es in der Begründung, den politische­n und gesellscha­ftlichen Einfluss der Frauen „signifikan­t erhöht“. Er stehe für freie und demokratis­che Wahlen ein und setze vermehrt auf Marktwirts­chaft. Und im Kampf gegen den Klimawande­l ließ der Ministerpr­äsident heuer 354 Millionen Bäume pflanzen.

Abiy Ahmed hat in diesem Sommer bereits einen Putsch- und einen Mordversuc­h überlebt. Auch in Hinblick darauf wolle man ihm mit der Preisverle­ihung den Rücken stärken, erklärte die Jury.

Abiy Ahmed selbst sagte, er sei „überwältig­t und sehr glücklich“. Er hoffe, der Preis könne helfen, den Frieden in der Region zu stärken.

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Im Lokalteil: Ein Gespräch mit der aus Äthiopien stammenden Witwe von Karlheinz Böhm, Almaz Böhm.
BILD: SN/APA/AFP/MICHAEL TEWELDE Abiy Ahmed Im Lokalteil: Ein Gespräch mit der aus Äthiopien stammenden Witwe von Karlheinz Böhm, Almaz Böhm.

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