Fernschauen ist auch GIS-frei möglich
Neue, von Rundfunkgebühren befreite Fernseher kommen auf den Markt. Was die Geräte bieten. Und was potenzielle Käufer bedenken sollten.
WIEN, WELS. Die Idee kam Stefan Warecka kurz nach dem Hausbau. „Als ich meinen Wohnsitz umgemeldet habe, war gleich der GISBrief da.“Der Gebühren Info Service wollte die Rundfunkgebühr einheben. So habe sich Warecka nach Alternativen umgeschaut – und schließlich den Entschluss gefasst, unter dem Name Kagis selbst GIS-freie Geräte anzubieten. Nach einem Pilotversuch gehe man nun erstmals breiter in den Markt.
Bei den GIS-freien Geräten handelt es sich im Grunde um Monitore samt Fernbedienung, die keinen Fernsehtuner verbaut haben – dafür jedoch Android-TV, das SmartTV-Betriebssystem von Google. Auf den Geräten seien Videodienste wie Netflix vorinstalliert. Dazu könne man weitere Streamingapps selbst laden, darunter Zappn, die Anwendung der ProSiebenSat.1-Gruppe. Diese zeigt wiederum das Liveprogramm der ProSieben-Sender wie Puls 4, aber auch jenes von ORF 1, ORF 2 oder Servus TV.
Doch wie kann es sein, dass der ORF-Empfang auf diese Weise GISbefreit ist? 2015 entschied der Verwaltungsgerichtshof, dass Streaming keine Rundfunkdarbietung ist. Verfügt ein Fernseher also über keinen TV-Tuner, muss auch kein Rundfunkbeitrag bezahlt werden.
Kagis ist nicht der einzige Anbieter auf dem Markt. Der Pionier war Nogis: Seit 2017 habe die Welser Firma rund 9000 Geräte verkauft, schildert Geschäftsführer Andreas Hackl. Nogis verzichtet auf ein Betriebssystem. Etwa weil man nie wisse, „was die Smart-TV-Anbieter mit den Daten anstellen“. Stattdessen rät Nogis zu einem Streamingadapter wie einem Fire TV Stick von Amazon. Dieser könne ohne großen Aufwand in den Fernseher geschoben werden – und biete ebenso die wichtigsten Streamingapps.
Kagis und Nogis lassen ihre Geräte in China produzieren, bei Nogis gibt es Modelle ab rund 300 Euro, bei Kagis, in der Vorbestellungsphase, ab rund 450 Euro; ab 15. Dezember soll geliefert werden.
Um sicherzustellen, dass die Kunden GIS-frei bleiben, liefern beide ein Zertifikat mit. Die Geräte sind aber nur GIS-frei, solang die rechtliche Grundlage nicht adaptiert wird. „Ich hatte Mitte des Jahres schon ein bisschen Angst, dass sich was ändert“, sagt Warecka. Aber durch die Neuwahl werde sich in naher Zukunft wohl wenig tun. „Aber uns ist schon bewusst, dass das kein Geschäft sein wird, das ewig läuft.“
Mit dem ORF habe er indes noch keinen direkten Kontakt gehabt, ergänzt Warecka. Er glaube aber, dass dem Rundfunk sein Projekt „relativ egal sein dürfte“. Der ORF selbst wollte sich auf Anfrage nicht zu den GIS-freien Geräten äußern.