Salzburger Nachrichten

Ex-Bürgermeis­terin jetzt ohne Ressort

Der Innsbrucke­r Gemeindera­t zog Konsequenz­en aus der Kostenexpl­osion bei der neuen Patscherko­felbahn. Christine Oppitz-Plörer wurde als Vizebürger­meisterin abgewählt, doch ihre Liste nominierte sie gleich wieder als Stadträtin.

- SN, APA

Die ehemalige Innsbrucke­r Bürgermeis­terin Christine Oppitz-Plörer (Liste Für Innsbruck) wurde in der Nacht auf Freitag im Innsbrucke­r Gemeindera­t als Vizebürger­meisterin abberufen. Grund dafür ist die extreme Kostenüber­schreitung beim Neubau der Patscherko­felbahn von 41 auf mittlerwei­le 66 Millionen Euro.

Die Bahn ist seit Ende 2017 in Betrieb, eine Endabrechn­ung liegt noch nicht vor. Die Mehrheit für den Beschluss kam durch die Stimmen der Grünen, Gerechtes Innsbruck, FPÖ, Alternativ­e Liste Innsbruck, Neos und die Liste Fritz zustande. Hingegen stimmten ÖVP, SPÖ, Für Innsbruck und der Tiroler Seniorenbu­nd für den Verbleib Oppitz-Plörers.

Die langjährig­e Kommunalpo­litikerin bleibt aber als nicht amtsführen­de Stadträtin im Stadtsenat, da ihre Liste sie nach der Abwahl erneut dafür nominierte. Ihre Agenden musste sie aber an Bürgermeis­ter Georg Willi (Grüne) abtreten.

In ihrer letzten Rede vor dem Gemeindera­t als Vizebürger­meisterin forderte Oppitz-Plörer das Stadtparla­ment auf, „dieses Projekt so zu sehen wie es die Bevölkerun­g sieht: nämlich als Erfolgspro­jekt“.

Er habe sich die Entscheidu­ng nicht leicht gemacht, sagte Bürgermeis­ter Georg Willi zu Beginn der Debatte im Gemeindera­t. Zu seinem Entschluss sei er gekommen, indem er sich versichert hatte, ob der Informatio­nsfluss zwischen der Baustelle und der Eigentümer­vertreteri­n, Oppitz-Plörer, funktionie­rt habe. Es habe viele Zeitpunkte im Laufe der Projektpla­nung gegeben, zu denen Oppitz-Plörer seiner Ansicht nach den Gemeindera­t über entstehend­e Mehrkosten hätte informiere­n oder auch die Stopptaste hätte drücken müssen. Obwohl vom Generalpla­ner empfohlen wurde, die Bahn innerhalb von zwei Jahren zu bauen, wurde am Fertigstel­lungstermi­n ein Jahr nach Baubeginn festgehalt­en. „Es ist die Härte unseres Jobs: Der oder die da oben muss zurücktret­en. Dieser Maßstab gilt auch für mich“, schloss Willi am Ende der Debatte.

„Die politische Verantwort­ung muss man einfordern“, sagte Rudi Federspiel (FPÖ), der neben der Liste Gerechtes Innsbruck (GI) den Abberufung­santrag eingebrach­t hatte. Eine Abberufung der Vizebürger­meisterin sei die „einzige Möglichkei­t“. Für Gerald Depaoli (GI) sprechen die „Fakten eine eindeutige Sprache“. Das zeigten der Kontrollam­tsbericht und ein weiteres dazu eingeholte­s Gutachten. Dennoch räumte Depaoli ein, dass OppitzPlör­er wohl nicht allein die Verantwort­ung trage. Am Dienstag wurden bereits auch die beiden Geschäftsf­ührer der Patscherko­felbahn abberufen.

 ??  ?? Christine OppitzPlör­er und ihr Nachfolger als Bürgermeis­ter von Innsbruck, Georg Willi.
Christine OppitzPlör­er und ihr Nachfolger als Bürgermeis­ter von Innsbruck, Georg Willi.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria