Salzburger Nachrichten

Klimawande­l trifft Mittelmeer besonders

In den Mittelmeer­staaten wird es schneller wärmer als sonst wo. In einer neuen Studie warnen die Experten nicht nur vor ökologisch­en Folgen.

- SN, dpa

Der Mittelmeer­raum werde von der Erderwärmu­ng wie kaum ein anderes Gebiet der Erde betroffen sein. Umwelt- und Klimaexper­ten wählten am Freitag bei der Präsentati­on einer neuen Klimastudi­e in Barcelona markige Worte beim Beschreibe­n möglicher Szenarien. Die Erwärmung schreite dort derzeit um 20 Prozent schneller voran als im globalen Durchschni­tt, hieß es.

„Wir müssen handeln!“, rief Nasser Kamel beim 4. Regionalfo­rum der Union für den Mittelmeer­raum (UfM). Noch nie sei für die Region eine so umfassende Studie gemacht worden, betonte der UfM-Generalsek­retär. Von schwerwieg­enden Risiken war in Barcelona die Rede. Vom „Hotspot“und „Ground Zero“des Kampfes gegen Klimawande­l. Zumal bis zur nächsten Jahrhunder­twende nach Angaben der Wissenscha­fter eine Erwärmung von sogar vier bis fünf Grad Celsius droht. In diesem Fall würde der Meeresspie­gel in der Region um mehr als einen Meter ansteigen.

Ganze Inseln und Küstenstre­ifen – wo drei von zehn Menschen wohnen – könnten vor den Augen der nächsten Generation­en völlig von der Bildfläche verschwind­en, hieß es unter Berufung auf die „Erste wissenscha­ftliche Studie über die Auswirkung­en von Klima- und Umweltverä­nderungen im Mittelmeer­raum“.

Als erste Insel würde es die „schwarze Perle“des Mittelmeer­s treffen, die sizilianis­che Pantelleri­a, Dieses Eiland vulkanisch­en Ursprungs wird von den Touristen vor allem wegen der zahlreiche­n Naturattra­ktionen geliebt.

Die in Barcelona präsentier­te Studie wurde von mehr als 600 Wissenscha­ftern aus 35 Ländern erstellt. Nach dieser noch unvollende­ten Studie besteht außerdem die Gefahr, dass in nur zwei Jahrzehnte­n rund 250 Millionen Menschen – knapp die Hälfte der Bevölkerun­g der Region – wegen des Klimawande­ls an Wasserarmu­t leiden. Der Grund: Der Anstieg des Meeresspie­gels versalzt das Grundwasse­r. In Mitleidens­chaft würde auch die landwirtsc­haftliche Produktion gezogen werden. Die könnte sich bis zum Jahr 2100 um einen Drittel verringern.

Die Wissenscha­fter warnten in Barcelona auch vor einem Massenster­ben der Meeresfaun­a, vor mehr und immer häufigeren Hitzewelle­n, zunehmende­n Dürreperio­den, häufigeren Stürmen und großflächi­gen Waldbrände­n. Mit dem Klimawande­l verbreitet­en sich auch die Asiatische Tigermücke und andere Krankheits­überträger in Europa. Der Klimawande­l trifft nach Meinung der Experten aber nicht nur die Ökosysteme. Er befeuere auch soziale und politische Konflikte und die Migration.

Nach Ansicht der Experten muss man dringend den Ausstoß von Kohlendiox­id senken. Doch gibt es angesichts der weltpoliti­schen Lage Hoffnung? Kann man auch individuel­l oder auch regional etwas unternehme­n? Jede Änderung sei wichtig, betonen die Forscher.

Klimawande­l befeuert auch die Migration

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