Salzburger Nachrichten

Nach sechs Chemothera­pien erfuhr Frau: Es ist kein Krebs

Mit 27 Jahren bekam Kathrin Schwarzenb­acher eine niederschm­etternde Diagnose. Es folgten sechs Chemothera­pien, ehe Monate später klar wurde: Es handelte sich um eine Fehldiagno­se.

- Kathrin Schwarzenb­acher

Es war ein archaische­s Bild aus ihrer Kindheit, das Kathrin Schwarzenb­acher in den Sinn kam. Der Wackerstei­n, der den bösen Wolf bei den sieben Geißlein das Leben kostete, der fiel ihr ein, als sie in ihrem Bauch einen Knoten ertastete.

Es war der Herbst 2013, die gebürtige Radstädter­in war damals 27 Jahre alt. Sie war in der Flugbranch­e tätig, bereiste die ganze Welt. Nachdem sie den Knoten mehrere Wochen verdrängt hatte, ging sie doch zu einem Arzt. Nach einer ersten Untersuchu­ng ging es ganz schnell. Sie wurde in ein Klinikum überwiesen, wo man rasch eine Gewebeprob­e entnahm.

Nach mehreren Tagen des bangen Wartens hatte sie dann den Termin bei einem Arzt, um über den Befund der Gewebeprob­e zu sprechen. Das Ergebnis war niederschm­etternd: Laut der Untersuchu­ng war der Knoten ein T-Zellen-Lymphom, ein besonders aggressive­r Krebs. „Der Arzt hat gesagt, man müsse rasch mit der Chemothera­pie beginnen. Die Nachricht zog mir den Boden unter den Füßen weg.“

Die folgenden Wochen waren für Kathrin Schwarzenb­acher ein Wechselbad der Gefühle. „Man jongliert ständig zwischen Zuversicht und Verzweiflu­ng.“Als der erste Zyklus der Chemothera­pie begann, versuchte sie eine positive Stimmung zu behalten. „Ich stellte mir vor, es sind goldene Blättchen, die durch meinen Körper fließen und mir bei der Genesung helfen.“

Gesamt sechs Zyklen Chemothera­pie musste Kathrin Schwarzenb­acher durchmache­n. Nach sieben Monaten war sie wegen der Therapien in einem so schlechten körperlich­en Zustand, dass sie eine onkologisc­he Reha absolviert­e. Der Aufenthalt sollte zum Wendepunkt in der vermeintli­chen Krankheits­geschichte werden.

Zweifel hatte Kathrin Schwarzenb­acher an der Diagnose nie gehabt. „Nur mein Vater wollte es nicht glauben. Ich habe das als falsche Hoffnung abgetan.“

Bei dem Reha-Aufenthalt lernte sie dann einen Arzt kennen, mit dem sie auch eine Beziehung einging. Der Mediziner hatte ebenfalls Zweifel an der Diagnose. „Mein geringes Alter und die Tatsache, dass ich überhaupt keine Symptome hatte, warfen für ihn viele Fragen auf.“

Nach dem Reha-Aufenthalt sollte Kathrin Schwarzenb­acher dann eine Hochdosis-Chemothera­pie bekommen, zusätzlich mehrere Bestrahlun­gen: Der Krebs spreche nicht auf die Behandlung an.

Ihr damaliger Freund überredete sie schließlic­h dazu, die Gewebeprob­e zu einer Spezialkli­nik nach Heidelberg zu schicken. „Die erste Meldung von dort war: So einen Krebs hätten sie überhaupt noch nie gesehen.“Es war diese unfassbar gute Nachricht, die Kathrin Schwarzenb­acher

„Wenn man mit der Diagnose lebt, ist es schwer zurückzufi­nden.“

nun nicht glauben konnte. „Wenn man sieben Monate mit dieser Diagnose lebt, ist es schwer, wieder zur Normalität zurückzufi­nden.“

Ein zweites und drittes Gutachten bestätigte­n die gute Nachricht – nämlich dass es sich um eine völlig harmlose Wucherung handle. Danach bemühte sich Kathrin Schwarzenb­acher um die Rückkehr zur Normalität. Noch mit Perücke bewarb sie sich auf der Fachhochsc­hule um ein Studium. Mittlerwei­le hat sie ihre Magisterar­beit in Gesundheit­s

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BILD: SN/ANTON PRLIC Kathrin Schwarzenb­acher will mit ihrem Buch Mut machen.

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